Schlussbericht
Allgemeines
Die Reise war ein super Erlebnis und ich bin wirklich froh, dass ich diesen Traum verwirklichen konnte. Alles ist wie am Schnürchen gelaufen. Der Transport nach Alaska hat trotz meinen Bedenken tadellos geklappt. Ich bin fast 32 000 km unfallfrei Töff gefahren (ausser meinem Malheur am Anfang), was ich nicht als selbstverständlich ansehe. Es ist nicht so, dass ich meine Fahrkunst rühmen möchte sondern dass auch die anderen Verkehrsteilnehmer auf mich Acht gaben. Wie schnell hat man einen Töfffahrer als Autofahrer schon übersehen, deshalb bin ich erleichtert dass alles so gut verlaufen ist. Ich selber habe natürlich auch mein meiniges dazu beigetragen. Ich bin nie unnötige Risiken eingegangen. Ich habe jeweils Strecken gewählt, die mir als sicher erschienen. Off-Road habe ich nur dann gewählt, wenn es wirklich nicht anders ging. Auf dem Weg in Feuerland nach Ushuaia habe ich nicht damit gerechnet, dass es vereiste Strassen geben kann. Das ist die einzige Ausnahme wo ich sagen muss, dass es grenzwärtig gewesen war.
Zu Zweit?
Im Nachhinein eindeutig ja! Ich würde diese Reise nicht mehr alleine machen. Dies hat verschiedene Gründe. Auf einige möchte ich kurz eingehen.
Erstens: Aus Sicherheitsgründen. Ich musste viele Male mein Motorrad stehen lassen an Orten, wo ich es normalerweise niemals machen würde. Wenn man zu Zweit ist, kann einer aufpassen und der Andere kann das Nötige dann erledigen. Zum Beispiel an den Borders.
Zweitens: Ich hätte andere Strecken, vielleicht attraktivere, wählen können. Wenn man zu zweit ist gibt einem das automatisch mehr Sicherheit. Zum Beispiel die Durchfahrt auf dem Salzsee in Uyuni.
Drittens: Die Abende sind lang und ich wäre manchmal froh gewesen ich hätte ein bisschen Gesellschaft. Ich vertrieb mir die Zeit meistens mit dem Schreiben meiner Berichte, doch das ist auf die Länge nicht immer befriedigend.
Viertens: Ich würde heute diese Reise mit Melanie zusammen machen und das auf einem Töff. German und Claudia haben es bewiesen, dass das geht. Sie sind die gleiche Strecke gefahren wie ich aber hin und zurück in einem Jahr. Sie hätten sich beide wegen dem Platz ein bisschen einschränken müssen aber es sei bei Ihnen sehr, sehr gute gegangen. Ich war der Meinung, dass das nicht ginge, doch die muss ich revidieren und heute sagen, es geht.
Strassen
Mensch habe ich viele Strassen gesehen! Die Strassenzustände haben mir viele Male wirklich zu denken gegeben. In Zentral-Amerika sind die Strassen manchmal wirklich gefährlich, ja lebensgefährlich. Schlaglöcher an Schlaglöcher oder fehlende Schachtdeckel. Die Strassen dort zwingen einem wirklich, die hundertprozentige Aufmerksamkeit auf. Mich hat es auch ein paar Male mit den Schlaglöchern erwischt. Vor allem wenn man in einer Kolonne fährt und nicht genügend Abstand hält zum Vorderauto, kann es sein, bzw. ist es mir passiert, dass ich die Schlaglöcher voll nehmen musste. Das hätte auch wirklich Schäden am Motorrad oder schlimmer noch einen Sturz verursachen können. Zum Glück ist dies bei mir nicht geschehen. In Alaska, USA und zum grossen Teil auch Mexiko sind die Strassen wirklich Top. In Südamerika sind die Hauptverkehrsachsen auch alle mehr oder weniger gut. Die Nebenstrassen sind zu 90 Prozent alle Off-Road. Off-Road soll aber nicht heissen, dass die Strassen schlecht sind, denn diese werden auch unterhalten doch zwingen sie einem natürlich einen anderen Fahrstiel auf. Ich kann von mir sagen, dass ich sehr viel dazu gelernt habe was das Fahren auf Off-Roadstrassen betrifft.
Geschwindigkeiten
Die gefahrene Geschwindigkeit ist damit gemeint. Eigentlich könnte man das auch unter die Rubrik Strassen schreiben. In den USA und zum Teil in Kanada bin ich stets die angeschriebenen Geschwindigkeiten gefahren. Aber was die anderen Länder betrifft, kann man das schlichtweg vergessen. Man wird zum wirklichen Verkehrshindernis, wenn man die geforderten Geschwindigkeiten fährt. Dazu muss man auch sagen, dass es Begrenzungen hat, welche für normaldenkende völlig irre sind. Da ist 30 angeschrieben und das schnurgeradeaus und ohne dass von irgendwoher eine Gefahr hätte sein sollen. Da fahren alle einfach dreimal so schnell, wenn nicht noch mehr. Ich habe es einfach mit der Zeit so gemacht, dass ich mich an den etwas schnelleren angepasst habe und mit dem bin ich sehr gut gefahren. Auf jeden Fall habe ich auf allen Kilometern nie eine Busse bekommen. Sicherheitslinien sind reine Dekoration. Diese werden überfahren als wenn überhaupt keine da wären.
Verkehr/Autos
Allgemein ist der Verkehr in den Städten chaotisch und das ist noch gelinde ausgedrückt. Man könnte auch selbstzerfleischend sagen. Ab Mexiko südwärts ist es grauenhaft. Stinkige Trucks, Autos welche in Europa niemals mehr als fahrtüchtig bezeichnet würden, Töffs (meistens 125 - 250 ccm) die Ihren blauen Ölrauch raus lassen. Diese verursachen eine Luftqualität, die man als Lebensgefährlich bezeichnen muss, wenn man immer dort lebt. Ich hatte am Abend wenn ich mein Gesicht gewaschen habe ein schwarzes Frottiertuch, welches vorher weiss war. Bus- oder Taxifahrer, ich weiss nicht welche von beiden die schlimmeren Verkehrsteilnehmer waren. Die Busse fahren einfach in die Spuren hinein, queren Strassen über mehrere Spuren ohne auch nur ein Blick in den Rückspiegel zu machen und überholen an den unmöglichsten Orten. Die Taxifahrer, die in den engsten Gassen einfach anhalten um Kunden ein- oder aussteigen zu lassen und damit den Verkehr total blockieren. Zusätzlich muss man sich vorstellen, dass es hunderte, ja sogar tausende von Taxis gibt. Oder die, die bei Rot noch über die Kreuzung fahren und dann mitten auf der Kreuzung nicht mehr weiterkommen. Die blockieren dann die welche grün haben. So kommt es dann einfach zu Kollaps und nichts geht mehr. Das Hupen ist mir auch wirklich auf den Geist gegangen. Es ist für mich unmöglich zu eruieren wieso die immer Hupen. Wenn es nicht weitergeht, dass sieht man doch, da nützt die Huperei niemanden etwas. Oder die Taxifahrer welche an einem vorbeifahren und hupen um auf sich aufmerksam zu machen, verstehe dass wer wolle. Oder die Trucks welche sich minutenlange Elefantenrennen liefern und das auf einem Niveau von 20 Std./km. Erstaunlicherweise gibt es sehr wenige Unfälle. Ich kann mich spontan auf meiner Reise an vier erinnern.
Tote Tiere
Ich habe meines Lebtags noch nie so viele tote Tiere am Strassenrand gesehen. Hunderte, ja sogar mehrere Tausend toter Hunde, Katzen, Kühe, Pferde, Alpakas, Ameisenbären, Schlangen, Leguane und wahrscheinlich auch noch andere, die mir im Moment nicht mehr in den Sinn kommen. Bei den einen war die Aufräumpolizei (Geier) am Werk, die anderen moderten einfach vor sich hin. An einen speziellen Fall erinnere ich mich besonders. Unterhalb von Puerto Escondido kurz vor einem Dorf roch es scheusslich nach Verwesung und ich konnte kein totes Tier ausmachen. Kurz vor dem Dorf lag dann am Strassenrand ein totes Pferd und niemand räumt es weg! Auch die anderen Tiere werden einfach liegengelassen, egal in welchem Land man war. Dass es so viele tote Hunde gibt, kommt daher, dass es auch sehr viele wilde Hunde gibt welche niemanden gehören. Ich selber habe auch einen Hund, einen Leguan und einen recht grossen Vogel überfahren, bzw. der Vogel ist mir ins Vorderrad hineingeflogen.
Zeit
Bin ich zur richtigen Zeit die Panamerika gefahren? Eindeutig nein!! Ich hätte es viel leichter gehabt, wenn ich einen Monat später die Reise begonnen hätte. In Alaska und Kanada kam ich noch in den Schnee und in Ushuaia war es ebenfalls noch Winter. Zu meiner Entschuldigung muss ich aber noch erwähnen, dass ich nicht gewusst habe, wie schnell ich vorwärts komme. Heute weiss ich es!
Länder
Ich bin durch 16 Länder gefahren. Die einen etwas länger und die anderen etwas kürzer. Honduras und Chile habe ich nur als Transit benutzt. Honduras eindeutig aus Sicherheitsgründen und Chile musste ich auslassen aus Witterungsbedingungen, welches mir wirklich leid tut. Ich hätte Chile gerne auch gesehen. Es war jedes Mal wirklich spannend wieder in ein neues Land hinein zu fahren. Andere Leute, andere Sitten, anderes Geld, anderes Essen, andere Gepflogenheiten usw. Zum Teil waren die Unterschiede zwischen dem vorangegangenen Land und dem neuen Land wirklich frappant. Vor allem am Schmutz an den Strassenrändern konnte man das auch sehen. Zum Beispiel als ich von Honduras nach Nicaragua kam, waren die Strassenränder wie leergefegt. Oder die Strassenzustände allgemein von einem Land zum andern. Es gäbe dazu noch einige Beispiele.
Sicherheit
Ich fühlte mich nie bedroht, egal wo ich war. Unsicher manchmal schon. Ob es begründet war kann ich nicht sagen. Ich habe mich dann halt einfach aus dem befürchteten Gefahrenraum begeben und dann hat's für mich wieder gestimmt. Den Pass, Kreditkarten und die anderen Unterlagen trug ich nur auf mir, wenn es unbedingt erforderlich war. Das Geld hatte ich immer auf verschiedene Orte aufgeteilt. Zur Hauptsache habe ich mein Depot in der Motorradjacke im Rückenfach versteckt. Besondere Vorsicht liess ich walten, wenn ich an den Bankomaten Geld herausliess. Wenn möglich suchte ich die Automaten aus, die innerhalb einer Bank waren. Ansonsten befolgte ich die rudimentären Verhaltensweisen. Das Portemonnaie hatte ich immer in der vorderen Hosentasche. Taschen und Rucksäcke habe ich immer nach vorne getragen. Um mein Motorrad machte ich mir immer viel mehr Sorgen. Der Töff von Mexiko abwärts hat immer sehr grosses Aufsehen erregt. Es standen manchmal ganze Trauben von Leuten darum herum. Vielmals wollten sie einfach wissen wie viele Kubik, wie viele Zylinder und vor allem was er gekostet hat. Beim Preis habe ich dann immer 10000 Dollar gesagt, denn ich wusste dass das für Sie schon ein riesiger Betrag war. Bei den Übernachtungen habe ich immer das Augenmerk auf eine Unterkunft mit Innenhof oder Garage gelegt. Dies ist mir fast immer gelungen. Einmal durfte ich sogar den Töff vor die Rezeption stellen. Während dem Tag bei den Pausen hatte ich immer geschaut, dass ich den Töff im Blickfeld hatte. Vielleicht habe ich betreffend der Sicherheit mir zu viel Gedanken gemacht und es wäre gar nicht nötig gewesen, doch im Nachhinein kann ich sagen, dass mir und dem Töff nie etwas passiert ist.
Polizei/Militärkontrollen
Nach den USA südwärts muss man immer mit Polizei- und Militärkontrollen rechnen. Am Anfang habe ich sie noch gezählt, wie viele ich an diesem Tag hatte. Das konnten gut und gerne 5 - 6 sein. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Zu 90 Prozent wurde ich durchgewunken. Bis auf 2 Mal verliefen diese sehr freundlich mit Pass, Fahrzeugausweis und eventuell Versicherungsnachweis zeigen. Das eine Mal war im Süden von Mexiko bei einer Militärkontrolle. Dort wollte sie einfach "Dolleris" von mir, welche ich Ihnen partout natürlich nicht gab. Sie liessen mich dann halt eine Weile in der prallen Sonne stehen und liessen mich dann gehen. Das andere Mal war im Norden von Argentinien, kurz nach der Grenze von Bolivien. Dort musste ich das ganze Gepäck ausräumen, bzw. sie räumten aus und ich wieder rein. Ich hielt es immer so, dass ich mich nur englisch verständigte und wenn sie fragten ob ich kein spanisch könne, sagte ich nein. Ob das was genutzt hat, kann ich nicht sagen.
Menschen
Etwas Spannenderes als Menschen in den verschiedenen Ländern zu beobachten gibt es fast nicht. Ich habe mich viele Male irgendwo hingesetzt und die Leute beobachtet. Wie sie angezogen sind, wie sie gehen, wie sie arbeiten oder auch wie sie nichts tun. Die Gesichter wie sie sich verändert haben, je weiter ich nach Süden kam. Von Weissen zu den Indigos und dann wieder zu den Weissen. Eines bleibt mir stets in Erinnerung. Die Indigo-Frau in Antigua, welche ein Albino war und ein kleines Kind in Ihrem Wickeltuch auf dem Rücken hatte, dass aber ganz normal auszusehen schien.
Hotels
Ich habe sehr viele Hotels, Motels und Hostels gesehen. Ich habe sie nicht gezählt, doch sind es weit über hundert. Die einen waren etwas teurer und die anderen etwas weniger. Schweizer Verhältnisse habe ich selten gehabt. Meistens war ich nur froh, dass ich überhaupt einen Schlafplatz bekommen habe. Manchmal hatte ich Mitbewohner wie Eidechsen, grosse Spinnen, Schaben oder sonstige Käfer. Die sanitären Einrichtungen waren viele Male eine Katastrophe. Verdreckt, defekt oder einfach nicht funktionstüchtig. Warmwasser hatte ich viele Male gar keines, oder das Wasser war so schmutzig, dass ich mich mit Mineralwasser gewaschen habe. Ein einziges Mal zog ich mich gar nicht aus und ging angezogen ins Bett. Aufs Kissen legte ich mein eigenes Frottiertuch, denn es muffte unglaublich und grauste mir regelrecht und das braucht dann viel bei mir!
Esserei
Das ist halt so eine Sache mit der Esserei. Was ist gut? Diese Frage muss man sich zuerst stellen. Ist das gut, was ich als gut empfinde? Oder ist das gut was alle anderen als gut empfinden? Ich kann diese Fragen alle samt nicht beantworten, sondern nur aus meiner Sicht, der gut Schweizerischen, antworten. In vielen Ländern können sie überhaupt nicht kochen. Allen voran die zivilisierten Länder von denen man es eigentlich erwarten könnte. Was die Kanadier und Nordamerikaner auf dem Teller haben, hat mit kochen im eigentlichen Sinne überhaupt nichts zu tun. Die grillieren oder hauen sich einen Burger hinter die Kiemen. Etwas kochen mit Sauce und etwas kreativ zuzubereiten findet man sozusagen nicht. Mexiko und Guatemala haben mich überrascht. Dort habe ich ein paar Mal gut gekochtes Essen gegessen. Manchmal wusste ich überhaupt nicht was ich bestelle. Ich bestellte einfach anhand der Rubrik. Fisch, Fleisch oder sonstiges Getier. Je weiter dass ich nach unten kam hatte ich die Camarones entdeckt. Von denen habe ich einige hundert in vielen Variationen verdrückt. Ab Guatemala und sehr weit Richtung Süden ist Pollo sehr, sehr hoch im Kurs. Die essen Sie frittiert, gebraten, gekocht und allen möglichen Varianten. Ich habe einige davon probiert und davon einige als recht gut empfunden. Wenn ich in einem Land dann etwas entdeckte was mir schmeckte, ass ich das dann mehrere Male.
Wetter
Rückblickend muss ich sagen, dass ich riesiges Glück mit dem Wetter hatte. Es hätte wirklich ganz anders sein können. Wenn ich so zurückdenke habe ich den Regenanzug mehr als Isolation gegen die Kälte und Wind getragen als für den eigentlichen Regen. Ich bin auch überzeugt, dass ich Ushuaia nicht geschafft hätte, wenn noch Regen dazugekommen wäre. Ich wäre gezwungen gewesen die Reise abzubrechen und sofort wieder nach Norden zu fahren. Ich bin ja nach Mexiko in die eigentliche Regenzeit gefahren. Regenzeit bedeutet aber nicht, dass es den ganzen Tag regnet, denn es fällt meistens erst so ab 16 Uhr der Regen und das auch nicht jeden Tag. Wenn man die Fahrerei dementsprechend einteilt, stellt dies eigentlich kein Problem dar. Markus und Leandro haben mich darauf Aufmerksam gemacht, dass ich spätestens um 16 Uhr eine Bleibe haben sollte und dies traf auch viele Male zu.
Höhepunkte
Es gibt viele Höhepunkte. Speziell zu erwähnen sind sicher die Rute 1 bzw. 101 in den USA. Diese Küstenfahrt war einfach traumhaft. Die Baja California in Mexiko mit ihren vielen Kakteen und unglaublichen Weiten. Dann die vielen Hauptstädte der verschiedenen Ländern. Im Normalfall waren diese im Gegensatz zu den Schweizerischen Verhältnissen einfach riesengross und es war unglaublich spannend mit dem Töff direkt ins Herz dieser Städte hineinzufahren. Mein Herz pochte manchmal bis in den Hals hinauf, wenn ich den vielen Verkehr und die riesigen Strassen sah und ich stand da mittendrin. Beeindruckend waren auch die verschiedenen Vegetationen. Von üppig bis karg oder dann gar nichts mehr. Machu Picchu muss man einfach gesehen haben aber war für mich schlussendlich enttäuschend. Der Aufwand lohnte sich für mich (das ist wirklich nur subjektiv gemeint) nicht. Uyuni war für mich das absolut Beeindruckenste. Der schneeweisse Salzsee und ich mitten drin und das mit dem Töff und mit 100 Sachen darüber hinweg fegen. Die Anden, egal in welchem Land ist eine Faszination dass Ihresgleichen sucht. Die unglaublichen Höhen und die verschiedenen Vegetationen waren für mich sehr beeindruckend. Ushuaia, mein eigentliches Ziel meiner Reise musste ich schwer erkämpfen und ich bin froh dass ich es erreicht habe und gehört deshalb sicher auch zu meinen eigentlichen Höhepunkten.
Tagebuch
"Mein liebes Tagebuch." Ich bin unglaublich froh, dass ich dieses gewissenhaft geführt habe. Es war für mich nicht nur ein Zeitvertreib, sondern ist für mich wirklich eine grosse Gedanken- und Erinnerungs-Stütze. Ich habe jetzt schon ein paar Mal darin "geblättert" und muss sagen, dass ich schon einiges vergessen hätte. Wenn man aber die Zeilen liest, kommen sofort die Bilder zurück. Für mich ein absolutes MUSS.
Ausrüstung
Jetzt kann ich sagen dass meine Ausrüstung TOP war. Es hat mir eigentlich an nichts gefehlt. Mein Lapi hat auch immer funktioniert und war meine Verbindung zu daheim. Ohne das Internet wäre diese Reise um ein Vielfaches schwerer gewesen. Apropos Internet. Es ist erstaunlich, dass ich bis auf wirklich wenige Male immer Internetverbindung hatte. Die Leitungen waren nicht immer die allerschnellsten und unterbrachen halt ab und zu, doch im grossen und ganzen bin ich mit dem gehabtem sehr zufrieden. Das Natel brauchte ich wirklich nur zur Not, wenn ich wirklich kein Internet hatte, konnte ich ein SMS senden. Ansonsten war mein Natel ausgeschaltet. Kleider, ob warm oder kalt hatte ich auch genug und die Wascherei hat auch funktioniert. Im Norden habe ich meist selbst in den Waschläden gewaschen und weiter Südlich habe ich meine Wäsche in den Hotels abgeben können und das zu einem verschwindend kleinen Geld.
Motorrad
Es gibt einfach kein besseres!!!!!!!! Das Handling, die Leistung, die Grösse des Tanks, da stimmt für eine solche Reise einfach alles. Natürlich, wenn es Off-Road ging und das Strassen-Beet tief wurde hat das Motorrad den Nachteil dass es zu schwer ist. Zusätzlich kommt noch die Zuladung, welche natürlich sich bei diesen Verhältnissen nachteilig auswirkt. Das Motorrad schiebt dann über das Vorderrad hinweg und man muss dementsprechend vorsichtig agieren. Aber auf normalen Strassen ist die GS glaube ich unschlagbar. Ich brauste Stundenlang auf den grossen Ebenen in Mexiko und Argentinien mit 160- 180 Sachen drauf ohne ein Murren durch. Allerdings hat die GS dann auch den grösseren Durst. Ob extrem warm oder kalt, immer sprang sie sofort an und man konnte losfahren.
Das Startdesaster war zwar nicht gerade vertrauenserweckend, doch dass eine Batterie denn Geist aufgibt das kommt in den besten Familien vor. Ich bin am Tag vorher noch vom Flugplatz Anchorage problemlos zum Hotel gefahren und am anderen Tag, genau als ich wirklich losfahren wollte, machte die Batterie auf schlapp. In Kanada ist mir der Spritzschutz am Hinterrad abgefallen. Ich vermute durch die grossen Vibrationen haben sich die Schrauben gelöst. Dies wurde in Vancouver wieder repariert. Ich habe insgesamt 4 neue Frontlichtbirnen auswechseln müssen. Wieso dieser Verschleiss so hoch ist, kann ich nicht verstehen. Das Kupplungsproblem in Peru führe ich schlussendlich auf die extremen Höhen zurück, welche mir die Luft in der Kupplungshydraulik verursacht hat. Nach dem Entlüften der Leitung konnte ich wieder normal Kuppeln. Ein ganz grosses danke an die BMW Obertor in Chur, welche mich telefonisch kompetent und sehr schnell instruiert haben wie ich die Entlüftung vornehmen muss. Wenn man über 4000 Meter über Meer kommt, muss man den Kupplungshebel auf vollen Durchzug stellen ansonsten man nicht mehr normal schalten kann. Das Ölleck am Schauglas war zwar nicht unbedingt schön, hatte aber keinen eigentlichen Einfluss auf die Motorenleistung. Ich konnte das in Lima reparieren lassen. Insgesamt habe ich drei Hinterreifen (Vancouver, San Jose, Rio Gallegos) und 1 Vorderreifen (San Jose) verbraucht. Öl habe ich insgesamt einen Liter nachfüllen müssen. Ich habe aber in San Jose und Lima jeweils einen Ölwechsel machen lassen.
Benzin
Ich bin, ausser einmal, nie in arge Benzinnot geraten. Wenn man in der Pampa draussen fährt muss man halt bei jeder möglichen Tankstelle unbedingt nachtanken und das auch, wenn man erst 100 km mit dem Tank gefahren ist. Als ich in die Gebiete kam, wo nicht mehr viele Orte waren, habe ich immer einen Reservekanister dabei gehabt, wo ich 5 Liter noch als eiserne Reserve gehabt habe. Ich muss dazu sagen, dass ich diese nie gebraucht habe. Das eine Mal als ich wirklich in Not war, habe ich den Verbrauch wegen der schnellen Fahrweise wirklich unterschätzt. Das ist mir natürlich nachher nicht mehr passiert. Die Oktan-Zahl war nicht immer die, die ich eigentlich hätte tanken sollen, denn es kam vor, dass es halt nur 85iger gegeben hat. Die GS hat auch das ohne zu murren geschluckt. In Guatemala hat es manchmal private Tankstellen gehabt. D.h. es standen einfach einige Kanister am Strassenrand und ein Täfelchen obendrauf, wie viel der Sprit kostet. Ich wollte immer einmal ein Foto davon machen, doch habe ich das einfach verpasst. Wenn man diesen Sprit nachfüllen musste, musste man aufpassen, dass kein verschmutztes Benzin eingefüllt wurde. Ansonsten man sicher Probleme bekommen hätte. Das Benzin ist in allen Ländern sehr viel günstiger als in der Schweiz. Ich habe umgerechnet zwischen 50 Rappen und etwa Fr. 1.10 für einen Liter bezahlt. Bolivien hat für die Ausländer den doppelten Preis verlangt als für die Bolivianer. Das hat mich wirklich gestört. Bolivien war betreffend Benzin sowieso sehr speziell. Ich bekam als Ausländer nicht an allen Tankstellen Benzin und es kam vor, dass ich richtig betteln musste.
Geld
Ich habe eine VISA- ,eine Travelcash- und eine EC-Karte dabei gehabt. Das hat im grossen und ganzen gut funktioniert. In Zentral-Amerika war es manchmal schwierig ja sogar sehr mühsam um an Geld heranzukommen. Als eiserne Reserve habe ich immer 2 - 300 US-Dollar in bar bei mir gehabt. Für dann, wenn gar nichts mehr geht. Doch auch das Wechseln von Dollars in die entsprechende Landeswährung ist sehr mühsam und mit viel Administration verbunden. Das grosse Problem bei der Travelcash-Karte ist, dass man unbedingt einen ATM-Bankomaten finden musste und zwar einer der auch conect ist. Es ist mir auch passiert, dass einen Tag vorher an diesem Automaten das Geld problemlos herauskam und am anderen Tag die Karte als incorret wieder ausgespuckt wurde. Manchmal werden die Automaten über das Wochenende vom Netz genommen und dann funktionieren die Ausländerkarten nicht mehr. Ich sah manchmal eine grosse Schlange vor den Automaten. Das hiess dann für mich, dass ich mich sofort dort anstellen muss, denn der Automat funktionierte dann auch. Wenn ich einen funktionierenden Automaten hatte, hob ich jeweils genug ab damit es für ein paar Tage reicht. In Nord- und Südamerika war dies alles kein Problem. Auch hatte jeweils alles geklappt, wenn ich kein Geld mehr auf der Karte hatte. Einen kurzen Anruf auf die Bank und innert weniger Stunden hatte ich wieder das nötige Geld auf der Karte gutgeschrieben. Ich würde es wieder so machen.
Borders (Grenzübergänge)
Das ist ein grosses Thema für sich und kann ganz kurz beschrieben werden. Scheisse und einfach nochmals Scheisse. Wenn ich zurückdenke wie viele Stunden ich an den Borders verbracht habe. Dies manchmal bei brütiger und stehender Hitze. In Zentral-Amerika hat es Border gegeben, welche man ohne einen Grenzhelfer unmöglich geschafft hätte. Die Ein- und Ausreise von Personen ist nie ein Problem doch der In- und Export des Fahrzeuges ist mit unglaublich administrativem Aufwand verbunden. Dazu kommt noch dass ich die Sprache nicht beherrsche. Dies allein ist aber nicht die Ursache, denn Leandro, den ich in Nicaragua kennengelernt habe und spanisch seine Muttersprache ist, musste ebenfalls Grenzhelfer anstellen, denn auch er kam mit der Administration nicht zurecht. Diese ist so wiedersinnig, das kann man sich kaum vorstellen. Kopien von da, Kopien von dort, da wieder ein Stempel von der Polizei, da einer vom Zoll usw. Hier musste ich mich wirklich in Geduld üben, denn ich war eindeutig am kürzeren Hebel. Den Umgang mit den Grenzhelfern musste ich auch erst lernen und ich habe dafür auch Leergeld bezahlt. Vielleicht wären einige Schritte schneller gegangen, wenn ich dafür einige Dollars hätte springen lassen, doch dies hatte ich bis auf ein Mal in Ecuador nicht gemacht. In Ecuador haben die Venezulaner-Motorradfahrer die ich am Border getroffen habe, für mich für 20 Dollar alles erledigt. D.h. nicht, dass Sie die 20 Dollar einsteckten, sondern sie brauchten das Geld pro Person für die Bestechung. So habe ich erlebt was Korruption bedeutet und wie das vor sich ging. Da standen die Leute stundenlang in der Reihe und ich bekam nach 20 Minuten meinen Stempel in den Pass. Für mich hatte das ein fader Nachgeschmack, doch war ich froh am Border durch zu sein.
GPS/Kartenmaterial
Ohne das GPS wäre ich vom Moment weg aufgeschmissen gewesen. Als es einmal nicht funktionierte habe ich mir schon überlegt wie ich zu einem neuen kommen könnte. Ich habe dann aber den Fehler gefunden und die Überlegung war dann überflüssig. Es hat mich in wirklich vielem sehr geholfen. Man kann den nächsten Ort eingeben und los geht's. Oder zum Beispiel aus einer Stadt herauszukommen und das noch auf der richtigen Seite! Ohne GPS kann ich mir das schlicht nicht vorstellen, denn die Strassen oder Richtungen sind meistens gar nicht angeschrieben. Sicher, einige Male hat es mich auch im Seich herumgeführt. Dies geschah aber meistens mit schlechtem (freiem) Kartenmaterial. Es gibt für Süd- und Mittelamerika nicht für alle Länder die Originalen GPS-Karten von Garmin. Da ist man auf freies Material angewiesen. Auch mit dem freien Material hat es eigentlich im Nachhinein gut geklappt. Nur musste man vorsichtig sein und dem GPS nicht alles glauben. Eine eigentliche Landkarte gehört ebenfalls dazu. Ich habe meistens mit der grossen Karte operiert, wo ich mir meine Routen abstecken konnte. Hilfreich waren dann, wenn man solche bekommen konnte, die Länderspezifischen Karten, wo noch mehr Details aufgezeigt werden. Auf alle Fälle hat mein GPS sehr gut funktioniert und die Karten die ich hatte haben genügt. Wie gesagt, ab und zu habe ich von einzelnen Ländern noch eine Karte vor Ort gekauft.
Gesundheit
Es hat mich einmal ziemlich böse erwischt. Etwa eine Woche bevor Melanie nach Costa Rica gekommen ist. Ich war damals in Nicaragua und muss irgend etwas aufgelesen haben. Sei es übers Wasser oder mit den Speisen. Auf alle Fälle hatte ich wirklich schwere Bauchkrämpfe bekommen und wenn diese auftraten musste ich auf den Boden kauern und es vorbei gehen lassen. Anschliessend ging es dann wieder. Ich habe dann meinem Doktor in Appenzell ein Mail geschrieben, er soll Melanie entsprechende Medikamente mitgeben. Melanie ging dann diese holen und brachte sie mir nach Costa Rica mit. Ich hatte es befürchtet. Ich brauchte die Medikamente als sie kam nicht mehr, denn die Krämpfe sind von alleine abgeklungen. Auf jeden Fall würde ich das nächste Mal in die Reiseapotheke auch Antibiotika und etwas für Bauchschmerzen mitnehmen. Dieses hat bei mir gefehlt. Die Hitze war manchmal auch eine rechte Belastung und ich musste immer schauen, dass ich genug Mineralwasser dabei hatte. Gegen die Kälte konnte man sich entsprechend anziehen doch bei der Hitze konnte man nichts anderes tun als sich soweit wie möglich auszuziehen und mehr ging dann einfach nicht. Ansonsten bin ich gesund über die Runden gekommen.
Sprachen
Wenn man Englisch sich verständigen kann geht es in den meisten Ländern. Es wäre aber sehr viel besser, wenn man sich auch ein wenig in Spanisch ausdrücken könnte. Dieses hat bei mir weitgehend gefehlt. Einiges verstand ich dann manchmal schon doch eine Kommunikation kann so sehr schwer stattfinden. Auf alle Fälle war das für mich ein grosses Manko und ich würde nächstes Mal bei der Vorbereitung viel mehr Wert auf die spanische Sprache legen.
Danke
Es bleibt mir nur noch allen DANKE zu sagen, welche mich bei der Vorbereitung und auf meiner langen Reise zur Seite gestanden sind. Vor allem möchte ich meiner Frau (es gibt keine Bessere!) für die lange "Freigabe" ganz herzlich danken und ich bin mir bewusst, dass das nicht selbstverständlich war. Wir waren noch nie länger als zwei Wochen getrennt. Dann kommen sicher meine beiden Kinder, die mit dem Skype immer wieder ein richtiger Aufsteller waren. Für die vielen Mails von meinen lieben Freunden und Kollegen und auch Fremden, welche irgendwie auf meine Seite im Internet gestossen sind. Ich hoffe dass ich sie alle beantwortet habe. Manchmal hatte ich richtig etwas zu arbeiten. Ganz grossen Dank gehört auch meinem Arbeitgeber, welcher mich für diese Zeit freistellen liess. Auch das ist nicht selbstverständlich. Ich hoffe dass ich niemand vergessen habe, sonst auch denen ein herzliches DANKESCHÖN.
The Killer