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Schlussbericht

Motorrad-Reisen > Südamerika 2023 > Berichte
Schlussbericht
Nach einer grösseren Tour mache ich immer einen kurzen Schlussbericht, meist einige Tage nach Abschluss der Reise. Da haben sich die vielen Eindrücke etwas gesetzt und man kann mit etwas Abstand auf das Erlebte zurückschauen. Ich teile den Schlussbericht immer in Kategorien auf, wo ich speziell darauf eingehen kann.
 
Hotel / Hostels / Hosteria
Wir hatten etwa plus minus 60 Unterkünfte. Die Einen waren recht luxuriös und die Anderen recht spartanisch. Es gabs, dass wir keine Fenster hatten oder keine Klimaanlage vorhanden war, dann gab es auch solche, wo die Heizung nicht funktionierte und, und, und. Man könnte da noch einiges aufzählen. Das Alles war auch dem Umstand geschuldet, dass es einfach keine ansprechenderen Unterkünfte in dieser Umgebung gab. Insgesamt kann man Rückblickend sagen, dass wir meist gut untergekommen sind.
 
Essen
Die Esserei ist halt so eine Sache. Wir konnten uns wirklich meist gut verpflegen. Das Essen war bis auf eine Handvoll Male gut. Die Steaks hingen uns bald mal zu Hals heraus und wenn wir hätten können, hätten wir mal ein Geschnetzeltes oder Gekochtes bestellt. Pizza gab es fast immer, aber die mochten wir nicht besonders. Zwei Mal assen wir Lammkeule und die waren wirklich spitze. Normalerweise haben wir immer im Hotel gefrühstückt und haben dann den ganzen Tag bis am Abend nichts mehr gegessen. Mit Hunger stürzten wir dann am Abend auf die Speisekarte. In Argentinien war dann der Umstand, dass die Restaurants erst um 20 Uhr öffneten und so waren wir dann gezwungen, einfach mit Hunger zu warten. In den anderen Ländern konnten wir uns ohne Probleme früher verpflegen.
 
Strassen / Verkehr
In den Städten ist der Verkehr einfach chaotisch. Meist waren unsere Hotels mitten in der Stadt. So mussten wir am Abend durch den ganzen Verkehr bis zum Hotel und am anderen Morgen wieder durch den Verkehr, um aus der Stadt rauszukommen. Wir mussten meist in die Stadt, da dort eine kleine Auswahl von Restaurants vorhanden war. Das wäre ausserhalb der Stadt bedeutend schwieriger geworden oder hätten dann mit einem Taxi zu einem Restaurant fahren müssen. Diesen Kompromiss mussten wir einfach eingehen. Ausserhalb der Stadt war der Verkehr sehr moderat. Schlaglöcher hatte es natürlich zuhauf und man musste wirklich immer auf der Hut sein, keines zu erwischen. Mir ist niemand aus unserer Gruppe bekannt, dass er alle Schlaglöcher umfahren konnte. Wenn man eines nehmen musste, war man froh, wenn man mit höher Geschwindigkeit in eines hineinfuhr, bzw. überfuhr, als wenn man langsam in eines hineinfuhr. Das ist etwas kompliziert zum Schreiben, aber ich werde es erklären. Bei hoher Geschwindigkeit überfliegt man das Loch. Bei langsamer Geschwindigkeit fährt man in das Loch hinein. Natürlich gab es auch Schotterstrassen. Die Einen waren gut zu fahren und die anderen waren dann schon grenzwärtig. Es gab Sand, der dann bis 20 Centimeter tief war und die Bikes dann recht ins Schlingern kamen. Ich erinnere mich an die Strecke nach Uyuni. Dass war wirklich eine sehr, sehr schwere Strecke und vor allem über etwa 100 Kilometer. Das geht dann in die Knochen, und zwar über x Stunden. Ebenfalls nach Uyuni hatte ich einen Sturz, der glimpflich ablief. An der gleichen Stelle musste Andreas und Peter ebenfalls unfreiwillig ihre Bikes verlassen. Es lagen auf 100 Meter drei Bikes auf der Seite. Die Strasse war so schmierig, man konnte die Bikes kaum wieder aufstellen. Aber alles ist ohne grosse Blessuren abgelaufen. Zum Glück. Andere hatten Zehn- und Beinbrüche oder brachen sich Rippen. Von alle dem wurden wir verschont. Auch mussten wir in Kolumbien einen Erdrutsch umfahren. Das hiess, dass wir ein zwölf Kilometer langes Stück auf einer schmierigen nassen Erdstrasse fahren mussten und man vorher nicht wusste, wie man um die nächste Kurve kommt, ohne wegzurutschen. Wir waren alle heidenfroh, dass wir dieses Stück ohne Umfaller meistern konnten. Ja wir waren sogar richtig stolz, dass wir das geschafft hatten. Ich möchte es auf keinen Fall nochmals fahren.
 
Länder
Wir sind durch 6 Länder gefahren. Diese unterscheiden sich grundlegend, aber eines haben sie gemeinsam, nämlich die Anden. Dieses Bergmassiv erstreckt sich vom Norden in Kolumbien bis weit in den Süden von Chile und Argentinien. Ich war jetzt schon zum dritten Mal hier und jedes Mal bin ich von dieser Berglandschaft einfach nur eines, fasziniert. Wir haben ja die Alpen, welche wirklich auch schön sind, aber die Anden haben einfach etwas spezielles. Seien es die Farben, die Seen auf 4000 Meter über Meer und die Berge, die majestätisch dastehen und die vielen Vulkane tragen ihr seiniges dazu. Man kann sich während dem Fahren kaum sattsehen. Dazu kommen die vielen Temperaturunterschiede. Im Norden ist es noch tropisch und gegen den Süden wird es dann unweigerlich immer kälter. Wir haben Regenwald und Wüste gesehen, unendliche Weiten das vor allem dann in Patagonien. Oder die Atacama-Wüste, welche als längste der Erde gilt. Sie erstreckt sich von Peru bis weit nach Chile hinein und Chile ist ein langer Staat.
 
Gesundheit
Peter und ich sind während der Reise von Krankheit verschont geblieben. 2 – 3 Mal hatten wir den «Dünnpfiff», welcher sich aber nach einigen Tagen wieder normalisierte. Vielleicht mal einen «Pfnüsel». Vor allem dann in den kälteren Zonen, aber auch das normalisierte sich dann wieder.
 
Wetter
In den ersten Wochen mussten wir unsere Regenanzüge recht häufig anziehen. Manchmal auch vorsorglicherweise, denn man wusste nie, kommt der Regen oder nicht. Etwa drei Mal mussten wir in stockdickem Nebel fahren und das hiess fast im Blindflug sich fortbewegen. So zu fahren machte dann eindeutig keinen Spass und man war froh, wenn man die Suppe wieder verlassen konnte. Im Süden hatten wir unheimliches Glück mit dem Wind. Der Wind in Patagonien ist wirklich ein grosses Problem wenn man mit dem Bike unterwegs ist. 100 Stundenkilometer Windgeschwinigkeit sind wirklich keine Seltenheit. Das habe ich selbst erlebt und dieses Mal einfach kein Wind. Ich hätte Peter wirklich einige Stunden Wind gegönnt, damit er das einmal erlebt hat. Doch es war einfach kein Wind und wenn es mal ein bisschen gewindet hat, dann einfach sehr moderat. Wir mussten nie in voller Schräglage fahren. Vor allem auf der Offroadstrecke von 73 Kilometer vor El Calafate windet es normalerweise immer. Ich selber war froh, dass der Wind nicht da war, denn beim letzten Mal hatte ich mit Melanie einen Sturz, welcher durch den Wind geschah.
 
Motorrad
Wie immer. Ein besseres als die BMW GS Adv. als Reisemotorad gibt es nicht. Genügend Bodenfreiheit, grosser Tank, Kardanantrieb und vieles mehr, zeichnet dieses aussergewöhnliche Motorrad aus. Ich möchte kein anderes.
 
Ausrüstung
Wir hatten alles, was gebraucht wurde. Warme Kleider für die Kälte und Kleider für die Warmen Zonen. Wir hatten nicht zu viel und nicht zu wenig. Einzig Peter sagte im Süden in Patagonien als es wirklich kalt wurde, dass er nächstes Mal auch noch seine dicken Winterhandschuhe mitnehmen würde. Ansonsten fehlte es uns an nichts. Was will man mehr.
 
Borders
Das ist das leidige Thema in Südamerika. Es gibt nur ein Mittel – nämlich Geduld. Ohne Geduld keine Chance. Die Borders dauern von 1 bis 7 Stunden und die muss man einfach über sich ergehen lassen. Zuerst die Immigration im ausreisenden Land dann der Zoll im ausreisenden Land und dann die Immigration im einreisenden Land und zu guter Letzt der Zoll im einreisenden Land. Das ist der normale Ablauf eines jeden Grenzübergangs.
 
Gruppe
Für mich war es das erste Mal, dass ich organisiert in einer Gruppe gereist bin. Das organisiert Reisen hat grosse Vorteile. Man muss keine Hotels suchen. Die Strecken wurden vorgegeben. Man hatte den Besenwagen am Schluss der Gruppe immer als Sicherheit. Man wurde jeden Tag mit den Briefings orientiert über die bevorstehenden Strecken. Bekamen auch Informationen, welche man als alleinreisender nicht oder nur erschwert bekommt, wie zum Beispiel als wir nicht an den Titicaca-See fahren konnten wegen den vielen Strassensperren. Ich alleine wäre wahrscheinlich bis zur ersten Strassensperre gefahren und hätte da dann wieder umkehren müssen und mir eine andere Strecke suchen müssen. Die Gruppe hat aber auch erhebliche Nachteile. Insbesondere auf die Zusammensetzung. Auf die hat man einfach keinen Einfluss und wenn man 1, 2 Böcke darunter hat, kann das sehr mühsam werden auf die lange Zeit. Wir hatten wirklich mit allen, bis auf zwei, ein sehr gutes Verhältnis. Man lernt sehr unterschiedliche Menschen kennen. Die Zusammensetzung war äusserst interessant. Sei es vom beruflichen her oder aus den verschiedenen Ländern. Es hatte Fahrer aus den USA, Sri Lanka, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Leider war die Gruppensprache fast immer in Englisch und das war für solche, welche kein englisch gelernt haben manchmal etwas frustrierend. Man nahm immer auf die Amis Rücksicht, denn die lernen einfach nie eine Zweitsprache. Das hätte ich mir gewünscht, dass man mehr in Deutsch kommuniziert hätte. Rückblickend würde ich nicht mehr in einer Gruppe reisen, denn mir ist das Korsett einfach zu eng. Es kann aber gut sein, dass ich in ein paar Jahren auf meine Aussage wieder zurückkomme, denn im Moment kann ich noch alles selbst organisieren und planen und vielleicht ist das in ein paar Jahren etwas anders. Grund ist das man immer fahren muss, auch wenn das Wetter schlecht ist, denn die Hotels sind reserviert. Ich alleine würde halt einen Break machen und halt andern Tags fahren oder eine andere Route nehmen. Das kann man einfach in einer Gruppe nicht. Oder die Etappen. Diese sind einfach vorgegeben und man konnte davon nicht abweichen. Alleine ist man viel flexibler. Ein grosses Manko war auch, dass wir keinen zweiten Guide hatten. Für eine so grosse Gruppe hätte mindestens noch ein zusätzlicher Guide mitfahren müssen. Das hatten wir bereits am zweiten Tag gemerkt und haben dann beschlossen, dass wir innerhalb uns in Gruppen aufteilen. So ergab es sich, dass es ein Swiss-Austria-Team gab, die Ami-Gruppe, die Ralf-Herde und am Schluss fuhr der Guide Domenico nur noch mit Feroz aus Sri Lanka alleine. Das hätte einfach nicht sein dürfen, denn auch wir hätten uns manchmal gewünscht, wenn der Guide mit uns gekommen wäre. Nun, wir machten das Beste aus der Situation und hatten es sehr gut in unserer kleinen Gruppe. Eines muss ich wirklich an dieser Stelle noch loswerden. Domenico, unser Tour-Guide, hat einen aussergewöhnlich guten «Tschopp» abgeliefert. Er wurde auch nicht informiert, dass er eine solch grosse Gruppe leiten muss und hat das erst drei Tage vorher mitbekommen. Nicht zu vergessen, darf man auch Eric Thomson unser Besenmann nicht. Auch er hat eine super Arbeit abgeliefert. Er ist Argentinier und wohnt mit seiner Familie in Cordoba. Er ist mit seinem Auto und Anhänger von Argentinien nach Kolumbien gefahren und dann mit uns bis nach Ushuaia gekommen und wieder zurück nach Cordoba. Er hat uns gestern informiert, dass er nach 27000 Kilometer wieder gut zu Hause angekommen ist. Was mich sehr gefreut hat. Er war unser ruhende Pol. Mit Übersicht und Bedach, organisierte er Pneuwechsel, Reparaturen an den Bikes etc. Er machte wirklich alles, was in seiner Macht stand. Ein wirklich erstaundlicher Mann und er hat von mir allergrössten Respekt verdient.
 
Höhepunkte
Da gibt es viele. Für mich war Uyuni das absolute Highlight. Auf einem schneeweissen und dopfebenen Salzsee mit 200 Stundenkilometer zu fahren ist einfach unbeschreiblich. Man sieht am Horizont ausser Weiss und Blau einfach nichts und kommt dann nach rund 70 Kilometern an eine sogenannte «Insel» die voll von riesigen Kakteen bewachsen ist. Das muss man einfach mal erlebt haben und ich durfte mit grossem Glück dies bereits zwei Mal erleben. Dann ist da auch noch die Atacama-Wüste, die auch endlos erscheint. Sand und einfach nochmals Sand, soweit das Auge reicht. Dann waren da auch noch die Anden die ihresgleichen sucht. Farbige Berge und Ihre Vulkane. Die Einen sind aktiv und die Anderen schlafen schon seit hunderten von Jahren. Schlussendich muss man auch noch Ushuaia erwähnen. Das eigentliche Ziel auf Feuerland am untersten Zipfel der Welt. Die Stadt ist wirklich nichts Schönes aber gilt einfach als Symbol einer sehr langen Reise.
 
Tagebuch
Das ist ein absolutes muss für mich. Natürlich hatte ich nicht immer grosse Lust nach einem anstrengenden Tag noch die Zeilen zu schreiben aber ich weiss, wieviel Wert es ist, nach ein paar Jahren in den Zeilen zu lesen wie es war. Darum habe ich mir die Zeit halt trotzdem genommen.
 
Sicherheit
Wir haben uns nie unsicher gefühlt. Die Bikes waren bis auf wenige Male immer in einer Garage oder gesicherten Vorplatz parkiert.
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