Argentinien - Don't stop

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Argentinien

Motorrad-Reisen > PanAmericana 2012 > Länderberichte

Bericht
Datum: 18.08.12
Ort:  Huamahuaca   

Wiederum bin ich bei allerschönstem Wetter in Potosi abgefahren. Das GPS hat mich für einmal souverän aus der Stadt geleitet. Zum Thema GPS kann ich nur soviel sagen, dass es mich in Bolivien ein paar Mal im Scheiss herumgeführt hat. Ich kann Ihm aber nicht böse sein, denn für Bolivien ist es sehr schwierig eine vernünftige Datei für das GPS zu bekommen. Ich war darauf angewiesen, dass ich eine freie Datei heruntergeladen bekommen habe. Von Garmin und TOMTOM gibt es keine Datei für Bolivien. Also war ich auf Teufel komm raus auf die freie Datei gekommen, welche ich aufs GPS laden konnte. Es war an vielen Orten sehr hilfreich. Man konnte einfach nicht immer aufs Navi gehen, denn es leitete mich vielmals in Einbahnstrassen oder in eine Strasse, die einfach nicht vorhanden war. Trotzdem muss ich sagen, dass ich ohne total aufgeschmissen gewesen wäre. Fazit: Lieber eines als gar keines. Ich bin dann wieder einmal bei super Strassenverhältnissen und landschaftlichen Naturschönheiten über 270 km nach Villazon an die Grenze zu Argentinen gefahren. Nach gut einer Stunde war das ganze Grenzprozedere Vergangenheit. Nach einer kurzen Pause nach der Grenze, beschloss ich, dass ich bis nach Humahuaca fahre und dort eine Unterkunft suche. Ich hatte noch auf der Bolivianischen Seite nochmals mit den letzten Bolivianos voll aufgetankt, sodass ich ans Tanken auch nicht mehr denken musste. So gegen fünf Uhr kam ich dann in Humahuaca an und steuerte dort ein recht schönes Hostel an. Dass die natürlich auf den Killer nicht gewartet hatten ist ja klar, denn es war Complet. Er sagte ich solle weiter oben probieren, doch auch die haben nicht auf den Killer gewartet. Beim Nächsten hat es dann geklappt und ich habe ein recht schönes Zimmer bekommen. Ich musste zwar etwa einen Kilometer wieder ins Dorf hinunterlaufen, doch das störte mich nicht. Das Zimmer konnte ich auch nicht auf Anhieb bezahlen, denn ich hatte ja noch gar kein Argentinisches Geld. Ich fragte ihn, ob es einen Cajero im Dorf habe und er zeigte mir auf einem kleinen Plan wo der zu finden ist. Nach dem Tenu-Fets marschierte ich dann ins Dorf und füllte mein Geldsack mit Argentinischen Pesos. Anschliessend war Essen angesagt. Ausser dem Frühstück hatte ich noch nichts im Magen, bzw. der Z'morge war bereits wieder Richtung Ausgang. Ich bin dann in ein kleines hübsches Restaurant und habe dort eine Portion Spaghetti hinter die Kiemen gehauen. Dazu habe ich ein halben Liter Rotwein gezwitschert, welcher mich auch noch auf dem Heimweg begleitete. Mensch ist der mir eingefahren! Ich habe schon lange keinen Wein mehr getrunken und das ist jetzt halt das Ergebnis dazu. Eins weiss ich, dass ich heute sehr gut schlafen werde. Humahuaca liegt auf 2960 Meter über Meer. Ich schlafe heute etwa 1100 Meter tiefer als gestern. Die Strassen in Argentinen, ich habe zwar nur etwa 250 km gesehen, schauen recht gut aus und man kann recht zügig fahren. Am Grenzübergang zu Argentinien hatte es eine grosse Tafel mit der Inschrift, dass es noch mehr als 5000 km nach Ushuaia zum fahren sind. Es hat mich ganz ehrlich ein bisschen nachdenklich gestimmt. Doch na und, dann packe ich's halt an!! Auf dem Weg nach Humahueca kam ich in eine Polizeikontrolle. Geschwindigkeit haben sie zum Glück keine gemessen, doch weissten sie mich an, dass ich auf dem Gehsteig parkieren soll. Sie wollten weder ein Ausweis noch sonst irgendwas von mir, sondern wollten einfach mein Gepäck kontrollieren. Ich musste den mittleren und einen Seitenkoffer öffnen und der Polizeibeamte stocherte darin herum. Er war sehr, sehr unfreundlich. Erst fragte er mich, ob ich denn kein spanisch könne. Ich verneinte wie immer in solchen Situationen und sagte dass ich nur englisch und deutsch spreche. Ob er denn kein englisch verstehe, fragte ich Ihn und er sagte, dass wir hier in Argentinen seien. Ich glaube das war dann mal die falsche Frage gewesen. Auf alle Fälle hatte er mir die ganzen Koffer ausgepackt und als er alles gesehen hatte, wies er mich an, ich solle jetzt wieder einpacken und dann weiterfahren. Man kann sich natürlich danken, was ich mit dem in Gedanken gemacht habe. Doch der Killer hat auf seiner Reise eins gelernt, die Nerven nicht verlieren und das machen, was von einem Erwartet wird. Also packte ich das Zeug wieder ein und verabschiedete mich mit einem Hasta luego.

Datum: 19.08.12
Ort:  San Miguel de Tucuman

In Huamahaca auf 3500 M.ü.M war es in der Nacht sehr kalt. Mein Töff hatte Frostblumen auf der Frontscheibe und das Themrometer zeigte Minus 8 Grad an um 8 Uhr. Es war allerschönstes Wetter und ich schaute, dass ich den Töff in die Sonne stellen konnte, damit er einigermassen Aufgetaut wird. So um 9.30 Uhr fuhr ich dann ab in Richtung San Miguel. Es ging gemächlich immer ein bisschen bergab durch super Landschaften. Ab und zu machte ich einen Stopp um ein paar Fotos zu machen. Etwa 150 km vor San Miguel sah ich ein Restaurant und wollte gerade abschwenken, da sehe ich 3 Töfffahrer hinter mir mit den gleichen Töffs wie ich einen habe, mit Ihren Damen und die sagten Hallo, sie würden hier in diesem Restaurant etwas essen, ob ich auch komme und ich sagte natürlich zu. Wir erzählten natürlich viel voneinander. Die meiste Kommunikation erfolgte in Englisch. Der Eine Töfffahrer hat die gleiche Route letztes Jahr gemacht, doch war er hin und zurück gefahren. Dafür hat er ein Jahr gebraucht und das mit seiner Frau zusammen. Spontan sagte dieser, ich solle die restlichen 150 km mit ihnen fahren und ich könne bei Ihnen übernachten. Das sei alles kein Problem. Also sagte ich zu und fuhr mit denen die Strecke nach Tucuman. Sie führten mich dann noch auf einen Berg hinauf, damit ich San Miguel de Tucuman von oben sehen kann. Es war wirklich ein gelungenes Treffen und sehr aufgestellte Leute. German und Claudia sagten dann den andern tschüss bis nachher und die verschwanden dann. Ich fuhr dann mit den beiden zu Ihrem Haus. Etwas ausserhalb, aber wunderschön gelegen. Sie zeigten mir mein Zimmer und ich kam mir vor als sei ich in einem Hotel. Mein eigenes Bad etc.. Claudia machte dann einen Z'nacht, typisch argentinisch und sagte, dass dann die anderen auch noch kommen werden. So um 22 Uhr kamen dann die anderen und wir assen dann dass Abendessen, welches tatsächlich auch sehr gut schmeckte, und ein paar Flaschen Wein dazu. Mit Germann schaute ich dann noch die Karte an und er zeigte mir, wie ich am besten nach Ushaia komme. Er war natürlich ein Fundus für mich, denn er hatte ja bereits alle Informationen, die ich brauchte. Die Temperaturen zeigten sich den ganzen Tag im angenehmen Bereich von etwa 18 - 22 Grad. German zeigte mir dann noch eine Menge von Fotos und ein BMW-Heft mit der Ausgabe 2.2012 wo über Ihn und seiner Frau einen ganzen Artikel geschrieben wurde. Er sagte auch, dass er von BMW für seine Reise soweit gesponsert wurde, dass er den Töff erheblich günstiger bekam. Die GS kostet hier in Argentinien 36 000 US Dollar, was mir ungeheuer teuer erschien. Germann sagte mir dann auch noch, dass er für mich am Montag die Versicherung abschliessen werde, denn ich hatte für Argentinien noch gar keine. Die gelte dann für Chile und Uruguay genauso. Er sende mir dann die Police mit E-Mail und ich müsse dann nur noch die Seite in einem Kopie-Shop ausdrucken lassen. Es war wirklich ein schöner Abend und so um 0.30 Uhr ging es dann ins Bett und ich schlief wie ein Murmeltier. Seit langem wieder einmal auf normaler Höhe (460 M.ü.M.).

Datum: 20.08.12
Ort:  Jesus Maria

So um 8 Uhr stand ich auf und ging im Haus  die Treppe hinunter. Claudia stand bereits in der Küche und machte das Frühstück. Germann sagte zu mir, ob ich doch nicht noch eine Nacht bleiben will. Ich verneinte und sagte, dass ich mein Ziel im Kopf habe und heute abfahren werde. Er sagte dann, er begleite mich noch ein Stück weit und zeige mir noch eine wunderbare Strecke. Ich müsste mit ca. 2 Stunden mehr Zeit zu meinem Ziel nach Cordoba rechnen. OK, dass mache ich gerne. So um 9.30 Uhr fuhren wir dann ab. Bevor ich mich bei Claudia verabschiedete sagte sie mir dann noch, dass dieses Haus nur das Ferienhaus sei und sie normalerweise in der Stadt San Miguel direkt wohnen und dort selbstverständlich auch ein Haus haben. Ups! Ich staunte nicht schlecht. Dieses Haus, in dem ich heute geschlafen habe war nur das Ferienhaus!!! Denen muss es sehr gut gehen. Germann hat ein Geschäft, wo er Pickups verkauft. Ich sagte Germann und Claudia, dass wenn sie nach Europa kommen und dort eine Tour machen wollen, dass sie meinen Töff dafür haben können, damit sie das ganze Import - Export-Prozedere sich sparen können. Ich hoffe gerne, dass ich denen das bieten kann was sie mir hier geboten haben. Germann gab mir dann noch ein Schreiben, wenn mich im Falle die Polizei anhalten würde, mit der Erklärung wegen der fehlenden Haftpflichtversicherung. Ich müsse dann nur dieses zeigen und dann sollte das dann schon gehen. Mir blieb nichts anderes übrig als artig Danke zu sagen. So viel Hilfsbereitschaft habe ich noch selten gesehen. Wir fuhren dann ganz gemächlich los durch wirklich wiederum schöne Landschaften. Nach etwa einer Stunde Fahrt ging's dann wieder happig nach oben. Die Strasse war wie ein richtiger Pass. Kurven um Kurven. Ich "höselte" ihm schön hinterher. Ich hatte das Gefühl ich könnte noch schneller, doch das Tempo war eigentlich ideal. Auf halbem Weg den Pass hinauf hielt er an einer schönen Stelle an und wies mich an, ich solle Fotos von der Strasse und der Umgebung machen. Argentinien ist einfach riesig. Unzählige Quadratkilometer einfach unberührt. Für mich unheimlich faszinierend. Als wir dann oben ankamen war da ein Restaurant und wir gingen dort ein Sandwich und eine Coke trinken. Bevor wir dann wieder auf der anderen Seite runterfuhren, sagte Germann zu mir, dass von jetzt an die nächsten 30 km Off-Road seien. Ups!! Ich sagte natürlich, dass das für mich kein Problem sei. Er fuhr dann voraus auf der Schotterpiste. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, ihm hinterher fahren zu können. Der fuhr in die Kurven, als ob es Teer wäre und ich kam mir vor als sei ich ein "Häfelischüler" der gerade in die Hosen geschissen hat. Er stand meistens auf seinem Töff und fuhr die Strecke hinunter als ob es nichts wäre. Zwischenhinein hielt er dann an um auf mich zu warten. Er sagte mir dann auf mittlerer Strecke, dass er früher Trail-Fahrer gewesen war. Da wurde mir natürlich klar, warum der so gut mit diesen Verhältnissen umgehen konnte. Ich sagte Ihm dann, dass ich mit diesen Verhältnissen auch umgehen kann, aber nicht in diesem Tempo. Ich solle nur so schnell fahren wie es für mich stimmt. Das sei Ihm schon klar, dass ich hier nicht mit Ihm mithalten könne. Er wollte dann von mir noch meinen Fotoapparat und sagte, dass er jetzt vorausfahre und dann mich mit der Kamera während dem Fahren noch Fotografieren werde. Er fuhr stehend voraus. Die rechte Hand am Gasgriff und in der linken Hand mein Fotoapparat und machte dann über mehrere Minuten sehr schöne Fotos. Es ging eigentlich nie geradeaus und er musste steht's einhändig um die Kurven. Ich hatte mit beiden Händen schon genug zu tun und er machte noch Fotos!! Ich muss vor dieser Leistung einfach nur den Hut ziehen. Als wir dann unten wieder ankamen sagte er, dass sich jetzt unsere Wege trennen. Er fahre jetzt wieder nach Hause und ich müsse in die andere Richtung nach Süden. Ich bedankte mich nochmals ganz herzlich und wiederholte mein Angebot, dass er für sein Europa-Trip meinen Töff zur Verfügung gestellt bekommt. Er bedankte sich auch und wir fuhren in die entgegengesetzten Richtungen. Ich hatte Cordoba im Visier und er Tucuman. Ich fuhr dann noch die 370 km bis nach Cordoba. Ich wollte nicht in die Stadt hinein und machte in einem Vorort von Cordoba in einem Hotel halt. Es war inzwischen bereits 20 Uhr geworden und ich war etwas auf den Stümpen. Im Hotel habe ich dann noch Z'nacht gegessen und weiss, dass ich heute sicher gut schlafen kann.

Datum: 21.08.12
Ort:  San Luis

Heute gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Nach dem Frühstück bin ich losgefahren mit der Absicht, mindestens bis nach Mendoza zu fahren. Vielleicht sogar bis nach San Rafael. Nichts war's mit alledem. Ich habe ja kurz vor Gordoba übernachtet und bis dort war wirklich alles einfach Flach. Erst musste ich mal durch Gordoba durch und nachher ging es nur noch bergauf auf über 2200 Meter über Meer. Die Strassen waren super doch ein vorwärtskommen so wie es vor Gordoba war, war natürlich durch die Kurven nicht mehr drin. Nach dem Pass ging's dann wieder runter und abermals gab es wieder eine unglaublich grosse Fläche. Die Strassen waren schnurgerade und ich konnte etwa auf 300 km voll schnaps Gas geben. Es hatte fast keinen Verkehr. Ab und an konnte ich an der Seite eine grössere Farm ausmachen, aber sonst war meistens Buschwerk und gelbes Gras. Germann hat mit gesagt, dass es jetzt die gelbe Zeit sei, denn dann wird das Gras gelb, weil kein Regen  kommt. Im Dezember bis im Februar sei die grüne Zeit, doch dann regne es fast jeden Tag. Ich schliesse daraus, dass im Winter sehr wenig Regen kommt und während dem Sommer es relativ viel regnet. Das Wetter war auch heute wieder höchst angenehm. Auf der Fläche hatte es immer so um 25 Grad. In den Bergen aber kühlte es auf etwa 15 Grad ab. Dazu kam noch ein eben heftiger Wind, welcher in unangenehmen Böen kam und einem das fahren recht erschwerte. Jetzt bin ich in San Luis und habe morgen San Rafael im Visier. Allerdings muss ich mir noch ein Fragezeichen wegen den Verhältnissen machen. Sollte es wieder bergig werden, dann muss ich halt mein Fahrplan wieder zurückstutzen.

Datum: 22.08.12
Ort:  San Rafael

Ich habe gestern Abend noch meine Wäsche in eine Lavanderia gebracht und sie hat gesagt, dass diese um 9 Uhr fertig sei. Typisch Schweizerisch bin ich natürlich Punkt 9 Uhr wieder dort gewesen und was ist? Die Wäsche ist noch nicht fertig!! Ich musste noch eine halbe Stunde warten. Was ist schon eine halbe Stunde? Eigentlich fast nichts!! So um 10 Uhr konnte ich dann losfahren. Zuerst ging es nach Mendoza und dann weiter nach San Rafael. Es ist alles Arschflach verlaufen. Wiederum eine riesige Fläche, welche nicht mehr aufhören wollte. Mendoza präsentierte sich dann am Fuss der Anden. Etwa 100 km vor Mendoza ging es dann los mit den kilometerlangen Reb-Plantagen. Ich muss hier von Plantagen schreiben, denn diese sind wirklich im Flachen. Ansonsten müsste ich ja von Rebbergen schreiben und die befinden sich ja nicht am Berg. Ich würde gerne wissen, wieviele Quadrat-Kilometer Reb-Plantagen dass es um Mendoza gibt. Es müssen "Zig" sein. Die Bergspitzen waren schön weiss. Dann nach San Rafael entfernte sich die Strasse wieder von den Anden weg und man sah sie wirklich nur noch von ganz weit. Man merkt jetzt wirklich von hier an, dass es Winter ist. Die Bäume sind ohne Laub und das Gras ist ganz gelb. Die Temperaturen sind auch entsprechend. Als ich in San Luis losfuhr war es noch so um 20 Grad und in San Rafael nur noch 11 Grad. Das Wetter war so von lockerer Bewölkung bis recht stark bewölkt. Mein Fahrtempo bewegte sich immer so zwischen 150 - 160 Std./km. Und ich kam dadurch recht gut voran. Etwa 50 km vor San Rafael leuchtete die Tankanzeige auf. Was, schon kein Benzin mehr mit 440 km?? Normalerweise fahre ich doch 600 km mit einem Tank!! Ich habe gedacht ich fahre locker mit einem Tank bis nach San Rafael. Was ich natürlich nicht einkalkuliert habe war, dass ich dieses Tempo fahre und dass braucht halt erheblich mehr Benzin. Auf alle Fälle bin ich dann mit 6 km Restguthaben auf der Computeranzeige in San Raffael angekommen. Ich habe heute Morgen an der Tankstelle selbst getankt und wirklich Randvoll aufgefüllt. Als ich in San Rafael wieder tankte, habe ich 34,67 Liter wieder Randvoll hineingebracht. Werkmässig wird für die GS 33 Liter angegeben. Ich fuhr also wirklich auf dem allerletzten Zacken! Verkehr war wirklich auf Sparflamme, ausser um Mendoza herum wurde es dann ein bisschen hektischer. Es ist wirklich ein schönes Fahren in Argentinien im Gegensatz zu den vorangegangenen Ländern. Die Argentinier haben absolut keine Minderwertigkeits-Komplexe, denn sie brauchen die Hupe wirklich nur dann, wenn es auch nötig ist. Auch können sie zwischen Rot und Grün unterscheiden und wissen, wie Sie sich bei der jeweiligen Farbveränderung zu verhalten haben. Bei den Geschwindigkeitsanzeigen spielen die Argentinier gerne blinde Kuh!! Wer die Tafel nicht sieht, darf so schnell fahren wie es im gerade drum ist. Dieses Spiel spiele ich ab und zu auch gerne mit!! Spass bei Seite. Es ist wirklich wieder schön, in einem normalen Verkehrsgebaren sich zu bewegen. Argentinien kommt mir bis jetzt am nächsten vor, was dem Europäischen Standard entspricht. Sei es die Restaurants, die Geschäfte und auch das Verhalten der Leute. Sie sind alle sehr nett und wirklich hilfsbereit. Morgen geht es Richtung San Carlos de Bariloche. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe, denn es sind etwa 1100 km. Ich muss von jetzt an immer schauen, wegen der Übernachtung, denn die Orte werden abwärts immer spärlicher. Es kann gut sein, dass 200 km von einem Ort zu anderen nichts mehr ist.

Datum: 23.08.12
Ort:  Zapala

Heute bin ich der Erste um 7.30 Uhr beim Frühstück gewesen. Ich hatte ja heute einen langen Ritt vor. Der wurde lang aber nicht so lang wie ich es mir erhofft habe. Nach 738 km war einfach Schluss. Von den 738 km waren insgesamt 150 km beinharte Off-Road-Strecken. Die hatten es wirklich in sich. Mal waren die Kiesstrassen wirklich gut gewalzt und dann urplötzlich war alles wieder loser Kies und da heisst es dann wirklich auf der Hut zu sein, sonst schmiert es dich ab. Anfangs waren die Strassen noch relativ gut doch die Temperaturen waren auf dem Gefrierpunkt. Ich musste heute das erste Mal meinen Strumpf über den Kopf ziehen, damit ich ums Gesicht und im Nacken besser geschützt war. Das Wetter spielte Anfangs auch nicht so mit wie ich mir das gewünscht habe denn als ich abfuhr war es sehr stark bewölkt und als es nach oben ging, so auf etwa 2200 Meter über Meer, wurden die Wolken immer dunkler und es fing dann auch tatsächlich an zu schneien, ziemlich genau auf der Höhe von Las Lenas. Ich hätte abzweigen können und wäre etwa nach 30 km bei dieser Skistation gewesen. Ich sah aber, dass es weiter vorne wieder schöner war und ich musste so nur etwa 15 km fahren. Das Visier und die Frontscheibe blieben Schneefrei und die Strasse war ebenfalls trocken. Als ich dann die Cordilliera überquert hatte, wurde das Wetter auch wieder schöner. Die Kälte aber blieb so bei 4 - 6 Grad. Tageshöchst-Temperatur hatte ich heute bei 11 Grad. Es heisst jetzt wirklich das ganze Programm anzuziehen und die Griffheizung auf Volldampf stellen. Es ist wirklich schön durch die Berge zu fahren, ausser dass die Temperaturen um 10 Grad zu tief sind. Die Landschaft wechselt sich ab von einer Hochebene zur anderen ab. Dazwischen hat es immer wieder weiss verschneite Berge und dann sieht man wieder die Vulkane, von denen es ein paar hier unten gibt. So alle 50 - 70 km hat es ein kleineres Dorf und dazwischen ist einfach nichts ausser Steppe und nochmals Steppe. Es wachsen nur noch kleinere Büsche, von Gras keine Spur. Ab und zu sieht man Schafe, Rinder, Ziegen und wilde Pferde. Ich glaube die ernähren sich von den Sträuchern. Sonst erscheint es mir eher öde.

Ich habe mir heute Morgen als es schneite selbst ein Limit gesetzt. Ich habe gewusst, dass es sehr kalt werden wird bis nach Ushaia, denn es ist im Moment Winter hier. Gegen die Kälte bin ich relativ gut gerüstet. Wenn es aber Schnee oder Eis auf den Strassen hat, dann wird es wirklich gefährlich zum Töfffahren und dann werde ich die Südfahrt abbrechen und sofort an die Ostküste hinüberfahren und von dort wieder nach Norden. Ich habe bis jetzt sehr viel Glück gehabt und bin auch nie unnötige Risiken eingegangen und dass ich auf Teufel komm raus im Schnee oder Eis weiterfahre, das ist es mir dann nicht wert. Morgen hat er wirklich schönes Wetter vorausgesagt und ich rechne damit, dass es nicht soweit kommt. Ich nehme jetzt wirklich einen Tag nach dem andern.

Datum: 24.08.12
Ort:  San Carlos de Bariloche

Ich bin heute erst verspätet in Zapala abgefahren. Irgendwie war ich einfach am Morgen auf der "Schnörre". Ich war auch erst um 8.15 Uhr aufgewacht. Nach dem spärlichen Morgenessen bin ich dann ganz gemächlich losgefahren. Ich habe mir San Carlos de Bariloche ins Visier genommen. Germann hat mir gesagt, dass es ein sehr schöner und sehr touristischer Ort sei. Auf dem Weg habe ich wieder einmal Steppen gesehen und wieder Steppen und….. Von Zapala an hatte ich die ersten 170 km kein einziges Dorf unterwegs, einfach nur Steppe und wenn es gut ging wurden diese gesäumt von Hügeln und Bergen. Fotos habe ich in den letzten Tagen nicht mehr viele gemacht, denn es sieht mehr oder weniger immer gleich aus. Natürlich habe ich manchmal das Gefühl dass ich das oder vielleicht das einmal ablichten soll, doch für das muss ich jedes Mal anhalten, Handschuhe ausziehen und absteigen. Es muss schon etwas besonderes sein, was bei mir ein WOW auslöst. Ich bin dann nach 370 km in San Carlos de Bariloche angekommen und musste erst mal Staunen. Das ist eine Stadt, vergleichbar mit Davos doch sicher mal 2 - 3. Es hat sehr viele Hotels hier und die Stadt liegt direkt an einem sehr schönen See. Es ist tatsächlich sehr touristisch hier und es hat auch sehr viele Touris. Ich musste das feststellen bei der Hotelsuche. Die ersten 10 Hotels haben alle nicht auf den Killer gewartet, sondern waren Complet. Ich stieg abermals frustriert wieder auf den Töff und zum nächsten Hotel. Beim ca. 11. Hotel hat es dann endlich geklappt und ich konnte das Zimmer beziehen. Nach dem Tenufez bin ich dann in die City gelaufen und kam mir vor, als wäre ich auf der Bahnhofstrasse in Zürich. Ein Lumpenladen nach dem anderen und x andere Geschäfte und Restaurants. Die Temperaturen heute bewegten sich von 1 - 7 Grad, je nach Höhe die man erreichte. San Carlos Bariloche liegt so auf 750 Meter über Meer. Die Touris laufen sehr viele mit Skibekleidung herum und ich vermute, dass in der Nähe eine Skiarea ist. Ich frage dann dies in meinem Hotel noch nach. Morgen habe ich Sarmiento im Visier. Ich habe aber auch die Möglichkeit in Jose de San Martin bereits abzubrechen, denn je weiter ich nach Süden komme, gibt es immer mehr Off-Road-Strassen, sodass ich dadurch weniger schnell vorwärts komme.

Datum: 25.08.12
Ort:  Sarmiento

Ich bin heute relativ früh aufgestanden. Es wird aber erst so gegen 8.15 Uhr Tag. Also dehnte ich das Frühstück auf einen zweiten Kaffee aus, sodass ich die Zeit überbrücken konnte. Um 9. 15 Uhr hiess es dann an den Aufbruch zu denken. Erst Mal ging ich noch tanken und dann war Bariloche Vergangenheit. Es war Saukalt!! Null Grad zeigte mein Thermometer an und es wurde noch viel kälter!! Das Navi führte mich von 800 auf gut 1100 Meter hoch durch ein ganz schmales Tal und dort wo die Sonne nicht hinkam war es Minus 8 Grad. Das ist bis jetzt der Minus-Rekord!! Am Körper spürte ich die Kälte weniger, doch an den Fingern fror ich am meisten trotz Griffheizung auf Volldampf. Vor allem die Daumen bekamen zu wenig Wärme ab, denn diese sind normalerweise vom Griff weiter entfernt. Ich versuchte krampfhaft die Daumen irgendwie an den Griff zu bekommen. Das gelang mir nur teilweise am Kupplungsgriff. Am Gasgriff war das sehr schlecht zu bewerkstelligen, denn ich musste ja irgendwie Gas geben. Die Strassen waren zum Glück trocken und von dem her recht sicher. In den Kurven ging ich permanent vom Gas, da die Pneus bei dieser Kälte keinen Gripp auf die Strasse brachten. So ging es während etwa 2 Stunden durch eine wunderschöne Gegend mit vielen Kurven und das bei allerschönstem Wetter. So gegen Mittag wechselten dann die Temperaturen in den Plus-Bereich, was wirklich einer kleinen Erleichterung gleichkam. Jedes Grad, ob auf oder ab, spürte man sofort. Die Handschuhe für einen Töff mit Griffheizung sind eigentlich falsch konzipiert, denn an den Innenflächen sind diese zu Dick und es geht relativ lange, bis die Wärme durch die Isolationsschicht hindurch kommt. Eigentlich müssten diese im Handflächenbereich ganz dünn sein. Vielleicht kommt irgendwann mal jemandem in den Sinn, spezielle Handschuhe für solche Situationen zu kreieren. Nachdem ich diese Cordelliera überquert hatte kamen dann die immens grossen Ebenen. Ich kann sie kaum beschreiben, denn sie sind einfach unglaublich gross. Kein Dorf, kein Mensch, einfach nichts auf hunderten von Kilometern. Nach 270 km konnte ich das erste Mal wieder auftanken. Und wieder ging's über Ebenen mit wiederum nur noch höchsten Steppen und sonst nichts. Als ich in Jose de San Martin wieder auftanken wollte, war die Tankstelle geschlossen, bzw. das ganze Dorf hatte keinen Strom. Die Angestellten schätzten, dass das noch mindestens eine Stunde so bleiben wird. Ich checkte mein Navi mit den Kilometern und am Töff die noch verbleibende Distanz für den Tank. Dies sagte mir, dass ich nach Sarmiento noch 20 km Reserve habe. So entschloss ich mich, das Wagnis zum weiterfahren einzugehen, denn ich hatte ja noch 5 Liter Benzin als Reserve dabei. In Sarmiento angekommen, ging ich dann sofort Tanken und musste feststellen, dass ich locker nochmals 80 km fahren hätte können. Die Temperaturen haben sich gegen Abend dann noch recht versöhnlich gezeigt und stiegen auf rund 10 Grad. In Sarmiento habe ich dann ein Hotel gesucht und auch gefunden. Es ist das Einzige in diesem Dorf. Es ist eigentlich ein richtiges Kaff. Es hat einen Dorf-Park im Zentrum, eine Kirche (wie immer), einen Mercado und einige Lumpenläden. Ein Restaurant konnte ich auch ausmachen, doch das öffnet erst um 21 Uhr und ich habe Hunger, denn ich hatte ausser dem Frühstück noch nichts zwischen den Zähnen. Es war erst 18 Uhr und so entschloss ich mich in den Mercado zu gehen und dort etwas zum beissen zu holen. Brot, Mortadella und Rohschinken mussten fürs Erste reichen. Morgen fahre ich an die Ostküste mit Ziel Puerto San Julian. Es graust mir ein bisschen von der Ostküste, denn im Internet sagen alle, dass der Wind das grösste Problem sei. Er käme mit mehr als 100 Std./km und das in sehr starken Böen. Ich weiss nicht was da auf mich zu kommt. Morgen Abend werde ich es dann wissen.

Gedanken zu den Anden
Ich habe jetzt die Anden nun endgültig verlassen. Die Anden waren für mich sehr faszinierend. Über so viele Länder durfte ich jetzt in dieser vielfältigen Landschaft meine Töffspuren hinterlassen. Angefangen hat es in Kolumbien und hörte auf, als ich in Argentinien an die Ostküste gewechselt habe. Die Faszination lag darin, dass Anfangs die Vegetation bis auf fast 4000 M.ü.M. sehr üppig war. Es wurde auch auf 3500 Meter noch Ackerbau betrieben. Die Palmen wuchsen auch noch auf diesen grossen Höhen. Je weiter hinunter dass man kam, desto karger wurde die Landschaft. Das vollzog sich fast unmerklich. Auch die Höhen die man erreichte waren atemberaubend. Ich war meines Lebtags noch nie auf 4700 M.ü.M. gewesen. Dies wechselte sich ab, dass man innert kürzester Zeit wieder auf 1500 Meter hinunter fuhr und dann ging es wieder hinauf auf wieder die besagten 4000 Meter. Ich bewegte mich sehr viel auf etwa 4000 Meter. Mein Blick war sehr viel auf meinem GPS, welches mir immer die aktuelle Höhe anzeigte. Es war auch erstaunlich warm auf diesen Höhen. Als Europäer hat man das Gefühl, dass es hier immer im Minus sein müsste. Dem ist aber bei weitem nicht so. Es kann auch auf 4000 Meter locker 20 Grad sein. Die absoluten Höhepunkte der Anden waren Machu Picchu, der Salzsee Uyuni, der Titicacasee und auch La Paz in Bolivien. Ich hatte relativ grosse Schwierigkeiten mit den Höhen. Dies zeigte sich an der Atemlosigkeit, Schwindel und mein Herz raste, als wäre ein Ferrari-Motor am Laufen. Schlafen konnte ich wegen dem Herzrasen und Schnauflosigkeit auch nicht immer gut. Die Symptome legten sich aber immer wieder sofort, sobald ich unter 2500 Meter kam. Ich hatte unglaubliches Glück mit dem Wetter. Das letzte Mal, dass ich den Regenanzug anziehen musste war kurz nach Bogota, als ich dort in einen Regenwald hinein fuhr. Ich hatte dort etwa auf 20 km etwas Regen. Ansonsten hatte ich immer allerschönstes Wetter. Die Temperaturen gegen das Ende der Anden haben mich manchmal an den Rand des körperlich erträglichen gebracht. Mit Minus-Graden Töff zu fahren ist nicht immer leicht. Doch da das Wetter ausserordentlich schön war und die Sonne voll scheinen konnte, hielt ich diese Temperaturen aus. Sehr faszinierend für mich waren auch die Weiten. Ich kann das eigentlich gar nicht richtig beschreiben, denn die sind so unglaublich gross, dass das in einem nur ein WOW auslöst. Vor allem gegen das Ende der Anden war das so. Man fährt 200 km und hat nur Steppe vor und hinter sich. Die Sicht wird höchstens unterbrochen durch einige Rinder, Schafe, Ziegen oder Pferde und das auch nur ganz spärlich. Fazit: Ich hoffe, dass ich das irgendeinmal nochmals auf irgendeine Weise erleben darf. Die Anden waren für mich FASZINATION PUR.

Datum: 26.08.12
Ort:  Rio Gallegos

Gestern war noch ein Riesenfrust!! Ich habe ja richtig Hunger gehabt und bin los in das einzige Restaurant im Ort und was ist? Sie haben zwar geöffnet aber kochen tun sie heute nicht. Mit fast leerem Magen bin ich total frustriert wieder in mein Hotel zurückgegangen und habe halt den Mortadella und die furtstrockenen Brötli noch gegessen. Dieser Ort als Ausgangslage war ein richtiger Scheissgriff. Am Morgen bin ich schon um 6.30 Uhr erwacht und aufgestanden. Zmorge gab es in diesem Scheisshotel auch keinen, doch abfahren konnte ich auch nicht, denn es ist bis um 8.15 Uhr stockdunkel und unglaublich kalt. Ich musste bis etwa 9 Uhr warten bis es einigermassen erträglich war. Mein Thermometer gab 2 Grad Minus an als ich abfuhr. Es war wiederum grusig kalt und es brauchte wirklich ein bisschen Überwindung auf den Bock zu sitzen. Nach den ersten 50 km musste ich anhalten, um meine beiden Daumen wieder aufzutauen. Ich hielt die Hände an den Zylinder des Motorrads. Das Motorrad stellte ich nicht ab, sondern liess es im Leergang laufen. Als ich dann an die Ostküste kam wurde es erheblich wärmer und auf dem ganzen Weg nach Rio Gallegos war's dann fast angenehm warm bei 10 - 15 Grad. Dafür machte mir der Wind das Leben schwer. Auf etwa 400 km war der Wind etwa so, wie wenn der Föhn im Rheintal auf Vollgas bläst. Der Wind kam vom Landesinneren und beim Überholen der Lastwagen haute es mich jedes Mal fast vom Töff. Ich war ja gewarnt, dass der Wind ein echtes Problem für die Töfffahrer darstellt und German hat es mir auch noch mal gesagt. Mir graut es jetzt schon, denn ich muss die gleiche Strecke wieder zurückfahren. Heute habe ich total 917 km herunter gespuhlt und bin dementsprechend ein bisschen auf der "Schnurre". Unterwegs hat noch ein entengrosser Vogel Selbstmord gemacht. Er flog von der Strasse genau in meinen Töff hinein. Es hat eine verdammt grosse Sauerei gegeben. Das Blut spritzte an die Hosen und der Töff sieht aus, als käme er vom Schlachtfeld. Landschaftlich, was soll ich dazu sagen? Flach, Steppe und unglaubliche Weiten. Mehr kommt mir leider bei der grössten Phantasie-Anstrengung nicht in den Sinn. Gefreut hat es mich, als ich das Meer seit langem wieder einmal gesehen habe. Ich bin so etwa 200 km an der Küste entlang gefahren und das war wirklich schön. Das Wetter war bis ca. 15 Uhr einfach nur schön. Anschliessend sah ich dunklere Wolken in der Richtung in die ich fuhr. Es wurde dann stark bewölkt aber nicht mehr. Ich schaue dann Morgen wie es ausschaut. Bevor ich hier wieder abfahren kann, muss ich zuerst ein neuer Hinterpneu besorgen, denn der hat sein zeitliches gesegnet. Aller wahrschlichkeit nach werde ich hier 2 Tage bleiben und den Border nach Chile vorbereiten, denn ich muss zuerst durch Chile wenn ich nach Ushaia will und dort muss ich die Fähre nehmen, damit ich die Magellan-Furte überqueren kann. Nach Ushaia sind es noch etwa 540 km, welche ich in einem Tag schaffen sollte.

Datum: 27.08.12
Ort:  Rio Gallegos

Heute war Regeneration und Erholung angesagt. Die gestrige Fahrt hat mir ein bisschen zugesetzt. Mir tat heute Morgen alles weh. Die Schulter, die Hände und Finger und die Oberarme. Ich glaube vom Lenkerhalten und immer gegen den Wind kämpfen hat es mich ein bisschen Müde gemacht. Da ich ja sowieso unbedingt einen neuen Hinterpneu brauchte, habe ich mich entschlossen heute einen Ruhetag in Rio Gallegos einzulegen. Nach dem Frühstück habe ich an der Rezeption gefragt, wo ich am ehesten einen neuen Pneu für meinen Töff bekomme und sie haben mir eine gute Adresse gegeben. Am Abend konnte ich mein Baby wieder mit einem neuen Hinterreifen in Empfang nehmen. Ich habe heute eigentlich fast nichts gemacht. Nach dem Rückmarsch vom Töffhändler in die Stadt hinein, habe ich mir noch einen argentinischen Haarschnitt verpasst. Der Pelz wächst halt auch unter dem Helm!! Ansonsten habe ich noch meinen Notproviant wieder aufgefüllt und mir einen ausgedehnten Mittagsschlaf gegönnt. Heute habe ich seit langem wieder einmal Frühstück, Mittag- und Abendessen gehabt. So konnte ich auch den Kalorienhaushalt wieder auf Vordermann bringen. Gegen den Abend bin ich noch ein bisschen durch die Stadt geschlendert. Wiederum ein grosser Park in der Mitte und 2 kleinere Kirchen. Recht hübsch, doch wenn man denkt, wenn man 2 km von der Stadt weg geht, ist da nur noch Steppe und sonst nichts und das auf zig Kilometer. Ich möchte hier niemals wohnen. Da habe ich viel schönere Orte gesehen. Morgen geht's Richtung Ushuaia. Ich muss zwei Mal die Grenze queren und die Fähre nehmen über die Magallen-Strasse. Mich nimmt wunder wie das alles abläuft.

Datum: 28.08.12
Ort:  Rio Grande

Mein eigentliches Ziel, nämlich Ushuaia, habe ich heute leider verpasst. Ich habe gewusst, dass es knapp werden würde. Es war halt schon bald 17 Uhr als ich in Rio Grande ankam und nach Ushuaia wären es nochmals mehr als 200 km gewesen. Die Vernunft hat dann gesagt, dass Morgen auch noch ein Tag ist. So werde ich halt erst Morgen in Ushuaia ankommen. Ich konnte erst so gegen 9.30 Uhr in Rio Gallegos abfahren. Ich muss jeweils abwarten, bis die Sonne richtig scheint, denn sonst würde ich auf dem Töff anfrieren. Auch dann ist es noch sehr kalt. Ich startete mit Null Grad und Tageshöchsttemperatur hatte ich heute bei 5 Grad. Bis an Die Chilenische Grenze hatte ich noch trockene Strassen und das Wetter war schön. Doch je näher als ich an die Grenze kam desto dunkler wurden die Wolken und just an der Grenze fing es an zu Regnen. Das Grenzprozedere ging recht flott von statten. Ich zog dann den Regenanzug an und weiter ging's durch Chile. Die Strasse war nur noch ein paar Kilometer geteert und nachher gab's nur noch reinste Kiesstrasse. Auf den etwa 140 km durch Chile kam ich natürlich nicht mehr so schnell voran und durch die Nässe wurde die Strasse sogar schmierig. Man kann sich vorstellen, wie ich und mein Töff nach der Fahrt an die zweite Grenze aussah. Wie gemauert!!! Zum guten Glück habe ich den Hinterpneu noch gewechselt gehabt. Ich glaube der Alte hätte die Rüttelpiste nicht überstanden. Auch die zweite Grenze ging wiederum flott von statten. Bei beiden hatte ich so 40 Minuten. Dazwischen war natürlich auch noch die Fährfahrt über die Magellan-Strasse. Dort verlor ich am meisten Zeit. Ich musste etwa eine halbe Stunde warten und die Fahrt dauerte auch etwa eine halbe Stunde. So verging halt die Zeit und musste darum ein bisschen umplanen. In Rio Grande hat es nicht sehr viele Hotels. Auf alle Fälle habe ich auf Anhieb keines gesehen. Ich habe deshalb einen Passant gefragt und er wies mir den Weg zu einem Hotel. Als ich beim Hotel ankam ging ich an die Rezeption und fragte wegen einem Zimmer. Wir haben keines mehr frei, war die Antwort. Sie telefonierte noch in ein anderes Hotel, doch auch da war alles Complet. Sie gab mir dann noch einen Hotel-Namen und wies mir den Weg. Ich soll es vielleicht dort mal probieren. Gottseidank hatten die noch ein Zimmer frei. Das Zimmer ist zwar scheisse und die Preise unverschämt hoch. Aus dem Internet wusste ich bereits, dass die Preise hier unten unglaublich hoch sind. Ich komme mir vor wie in Kanada und Alaska. Wenn keine Konkurrenz da ist, kann man an der Preisschraube locker drehen. Ich würde es übrigens auch tun. Was mir auch aufgefallen ist, ist dass die Argentinier hier unten gar nicht mehr so freundlich sind wie ich mich das gewohnt bin weiter nördlich. Man wird zwar bedient aber mit einer Distanzheit, die mir fast unfreundlich erscheint. Vielleicht habe ich auch nur das Gefühl und Morgen sieht es wieder anders aus. Ich lass mich mal überraschen. Morgen habe ich noch 200km bis nach Ushuaia, ich hoffe, dass das Wetter einigermassen mitmacht.

Datum: 29.08.12
Ort:  Ushuaia

Nach 28 372 km bin ich nun am Ende der Welt (Fin del Mundo) angekommen! Mein Hauptziel ist somit erreicht. Ich konnte zwar die letzten 10 km auf der Route 3 nicht mehr fahren, da mit meinem Töff bzw. mit den Strassenpneus es unmöglich war auf dieser schmierig glatten Lehmstrasse einigermassen sicher durchzukommen. Für mich aber zählt ja nicht die Strasse sondern der Ort und den habe ich mehr als erreicht. Ich bin noch ca. 2 km die besagte Strasse gefahren und musste danach einsehen, dass das so nicht geht. Es hat mich beim hinfahren 2 Mal fast geworfen und ich konnte nur noch im allerletzten Moment die Maschine wieder auffangen. Ich habe dann noch 2 Biker, die in die gleiche Richtung fuhren, noch gefragt wie die Strasse nachher ausschaut und sie sagten mir, dass es noch schlimmer wird. Da war dann für mich klar, dass ich nicht dorthin fahren kann. Also habe ich umgedreht und bin im Schritttempo wieder zurück nach Ushuaia. Was nicht sein soll, soll halt nicht sein. Nun wie ist der Tag überhaupt verlaufen. Ich bin um 8 Uhr zum Frühstück und habe zuvor noch die Strasse inspiziert. Diese war Eisglatt. An ein baldiges Abfahren war nicht zu denken. Der gestrige schwache Regen hat in der Nacht die Strasse zufrieren lassen. Um 8 Uhr war es noch 3 Grad Minus. Ich bin dann erst um 10.30 Uhr abgefahren. Auch das noch mit einem leicht schlechten Gefühl, doch es schien verantwortbar zu sein. Die ersten 100 km waren wiederum kalt. So von 0 - 3 Grad. Ich schaltete dann bei einer Tankstelle eine kleine Kaffeepause ein und dann ging's wieder weiter. Etwa 40 km vor Ushuaia kam dann noch ein kleiner Pass auf 400 Meter über Meer und dann ging's runter nach Ushuaia. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass es immer wärmer wurde, obwohl ich doch immer südlicher komme. In Ushuaia hatte ich sage und schreibe 11 Grad auf der Anzeige. Ich hatte schon seit Tagen keine zweistellige Zahl mehr auf der Temperatur-Anzeige gesehen. Ushuaia kann man mit der Grösse von Davos vergleichen. Es gehen hier recht viele Skifahren. Ich bin auch an 2 Skistationen vorbeigefahren. Es ist schon paradox. Ich komme mit dem Töff und 100 Meter nebenan sitzen die Leute mit Skiern auf dem Sessellift. Wenn einer sagt dass ich spinne, dann muss ich das wohl gelten lassen. Die Hauptdurchgangsstrasse kann man ebenfalls mit der Promenade in Davos vergleichen. Es hat halt auch wieder Lumpenläden, Schuhläden, Souvenierläden usw. So wie es halt in einem Winter-Ski-Ort halt eben ist. Landschaftlich sieht es wirklich wunderschön aus genauso auch auf der Hinfahrt. Tiefverschneite Berge säumen die eine Seite und auf der anderen Seite ist dann das Meer. Meine weitere Planung sieht dann wie folgt aus. Ich werde die gleichen Etappen wieder zurück fahren. D.h. dass ich zuerst wieder nach Rio Grande fahre und dann nach Rio Gallegos. Ich schaffe es nicht direkt nach Rio Gallegos, denn ich habe wiederum 2 Border und eine Fährfahrt über die Magellan-Strasse vor mir. Zudem ist die Strasse in Chile reine Off-Road.

Datum: 30.08.12
Ort:  Rio Grande

Nun, heute habe ich meinen Heimweg angetreten. Ich bin um 10.30 Uhr in Ushuaia bei recht angenehmen 7 Grad und bei schönem Wetter abgefahren. Anfangs waren die Strassen noch trocken doch Richtung Pass wurde es neblig und die Strassen waren entsprechend nass. Zudem sanken die Temperaturen rapide. Innert kurzer Zeit hatte ich nur noch 0 Grad und meine Anzeige blinkte natürlich frisch fröhlich vor sich hin. Ich habe mich langsam an die Blinkerei gewöhnt und nehme diese nur noch am Rande wahr. Als es auf den Pass auf 400 Meter über Meer hoch ging sank das Thermometer auf Minus 2 Grad. Ich hatte die Hosen gestrichen voll. Die Lastwagen kamen mir mit Schneeketten entgegen und ich auf dem Motorrad! Ich suchte immer wieder die Fahrbahnspuren von den voranfahrenden Autos oder solche, die mich überholt hatten. Ich fuhr nur noch mit 20 - 30 Std./km. Um die Kurven kroch ich regelrecht. Auf alle Fälle war ich erst Mal froh, als ich oben auf dem Pass ankam. Nun ging es wieder runter und es war auch auf dieser Seite nicht unglatter. Als ich um die erste Kurve kam, lag schon ein Jeep auf der Seite. Der hatte die Front total eingedrückt. Ich weiss nicht, ob der von oben oder von unten kam. Auf alle Fälle standen dort ein paar Leute und winkten mir, dass ich ganz langsam um diese Kurve fahren müsse. Ich konnte schon fast nicht mehr langsamer. Am liebsten wäre es mir gewesen, ich hätte den Töff um  die Kurve gestossen, doch das ging ja nicht. Schlussendlich habe ich es dann geschafft und bin um diese Kurve gekommen und die weiteren schaffte ich dann auch noch. Als ich unten ankam, fiel mir ein Stein vom Herzen. Das war eindeutig grenzwärtig. Ich müsste auch verantwortungslos gelten lassen. Unten stiegen dann die Temperaturen wieder auf 3 Grad an. Die Fahrt dann nach Rio Grande verlief unspektakulär. Das Wetter besserte sich immer mehr und in Rio Grande schien sogar zeitweise die Sonne. Ich wollte wieder in das gleiche Hotel, wo ich schon übernachtet hatte doch dieses war leider voll. Ich habe dann unweit nebenan noch eines gefunden, welches noch ein Zimmer frei hatte. Bevor ich ins Hotel ging, tankte ich noch an der Tankstelle wieder auf. Zudem sah ich, dass diese eine Waschanlage, bzw. ein Hochdruckreiniger hatten. Ich fragte die, ob ich meinen Töff damit abspritzen darf. Sie sagten gerne und ich konnte endlich meinen Töff ein wenig abspritzen und den allerschlimmsten Dreck entfernen. Durch die Frontscheibe konnte ich überhaupt nichts mehr sehen und wenn ich auf den Töff sass, wurde ich dreckig vom Töff und nicht von der Strasse. Jetzt sieht er wieder einigermassen aus. Morgen habe ich zwar wieder über 100 km Off-Road und glaube, dass er bis am Abend wieder gleich aussieht. Nach dem Hotelbezug habe ich erst einmal meinen Regenanzug ausgewaschen, denn auch der Stand vor Dreck. Genauso auch meine Motorradhosen, die Beine sahen aus, als wäre ich bis zu den Knien im Dreck gestanden. Nun hoffe ich, dass bis Morgen alles wieder trocken ist. Erst jetzt wird mir eigentlich bewusst, was ich für ein Schwein hatte mit dem Wetter. Es hätte auch locker schneien können, denn die Temperaturen sind hier tagsüber meist so um 0 - 3 Grad. Morgen überquere ich wieder die Magellan-Strasse und fahre wieder nach Rio Gallegos. Dann hoffe ich, dass ich das gröbste mit der Kälte überstanden habe.

Datum: 31.08.12
Ort:  Rio Gallegos

Heute bin ich um 8 Uhr auf und zum Frühstück. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite und vor allem sahen die Strassen trocken aus. Um 9.30 Uhr bin ich dann los bei 3 Grad. Die Kälte spürte man an der Sonne nicht sehr. Da ich die Strecke ja schon einmal gefahren bin, wusste ich ja was auf mich zukommt. Ich hatte wiederum die 2 Border zu bewältigen und die 140 km Off-Road. Der letzte Border wieder nach Argentinien verlief saumässig lang. Ich hatte für die Töffeinfuhr beim Zoll eine alte "Schelle" zugewiesen bekommen. Die kam überhaupt nicht draus. Erstens fragte sie mich etwa 3 Mal, aus welchem Land ich komme. Ich sagte es Ihr auf Spanisch "Suiza". Erst schrieb sie Schweden in mein benötigtes Formular, was ich natürlich nicht brauchen kann. Auf dem Computer suchte sie das Land Suiza vergeblich. Bis ich Ihr erklärt habe, dass sie Switzerland anklicken müsse hat schon Nerven gekostet. Doch die habe ich ja in den letzten Monaten reichlich geschont. Sie hatte so eine Lesebrille an, die sie zuvorderst auf der Nasenspitze trug. Ich glaube die war rein aus dekorationsgründen dort, denn sie schaute nämlich nur immer darüber hinweg. Dann stand sie wieder auf mit meinem Fahrzeugausweis in der Hand und schritt zum Fenster um es besser sehen zu können. Auf alle Fälle nach x Falschausdrucken bekam ich dann das benötigte Dokument, welches ich wieder bei der Ausreise aus Argentinien unbedingt brauche. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Fährfahrt über die Magellan-Strasse. Dort musste ich etwa eine Stunde warten, denn die Fähre fuhr gerade ab als ich ankam. Chile zeigte sich diesmal von seiner schönen Seite. Beim hinunterfahren hat es ja geregnet. Dafür hatte ich heute sehr viel Wind, mit dem hatte ich nicht gerechnet. Er war zeitweise so heftig wie ich Ihn auf dem hinweg nach Rio Gallegos hatte. Zwischendurch hielt ich ein paar Mal an um einige Fotos zu machen. Ich konnte zwar keinen Unterschied zwischen den Ländern erkennen. Mit einer Ausnahme, es hat einen riesigen Vogel. Ich versuchte 2 Mal anzuhalten um Ihn zu fotografieren. Doch jedes Mal "seckelte" dieser unheimlich schnell davon. Dieser Vogel ist etwa Mannsgross und sieht aus wie ein Straussenvogel. Die Farbe ist jedoch braun und fliegen kann er nicht. Doch rennen kann er wie die "Sau". Ansonsten ist die Landschaft meistens flach, unterbrochen von einigen Hügeln und erloschenen Vulkanen. Auf den Grasflächen weideten tausende von Schafen und ab und zu konnte ich einige Rinder- und Alpaka-Herden ausmachen. Morgen geht es aufwärts Richtung Norden. Ich habe jetzt wieder die Strecke vor mir, wo der Wind unheimlich heftig ist. Mal schauen bis wie weit ich komme.

Datum: 01.09.12
Ort: Puerto San Julian      

Heute bin ich erst um 10.15 Uhr abgefahren. Schönstes Wetter und 5 Grad begleiteten mich. 5 Grad war zugleich die Tiefsttemperatur und gipfelte in Puerto San Julian bei 12 Grad, was mir bereits himmlisch vorkam. Morgen ziehe ich sicher eine Schicht Kleider weniger an. Da ich diese Strecke ja bereits schon einmal gefahren bin, wusste ich was auf mich zukommt. Wiederum riesige Flächen und nochmals Flächen. Dazu kam der Wind, der natürlich jetzt von der anderen Seite her kam, denn ich fuhr ja aufwärts. Zeitweise hatte ich das Gefühl, mir reist es den Helm ab mitsamt meinem Kopf. Ich glaube wenn ich in Buenos Aires ankomme, habe ich Nackenmuskeln wie Mike Tyson. Nicht dass ich Ihn als Schönheitsideal anschaue, doch wenn man keinen Hals mehr sieht, sondern nur noch Muskeln, dann ist das schon etwas. Etwa in der Mitte meiner Strecke habe ich in einem Tankstellen-Restaurant Gnocchi gegessen. Es war Kotzgrausig, doch wer die Wahl nicht hat, der frisst auch das. Als ich dann in Puerto San Julian ankam präsentierte sich mir ein verschlafenes Nest. Es hat 2 Hotels und nicht ein einziges Restaurant konnte ich ausmachen. Zum Glück hat mein Hotel wenigstens eines integriert. Dass es in diesen Käffern, ja sogar kleinen Städten keine oder fast keine Restaurants hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Ich muss mich immer nicht nur auf ein Hotel konzentrieren sondern für mich stellt sich immer auch die Frage mit der Fresserei. Es kann gut sein, dass zwar ein Hotel vorhanden ist aber zu essen bekommt man nicht immer etwas. Man kann in dieser Pampa da draussen nicht einfach sagen, dann gehe ich halt ins nächste Städtchen, denn dieses ist mindestens wieder 100 km weit entfernt. Am späteren Nachmittag bin ich dann noch ein bisschen durch das Städtchen geschlendert und ans Meer hinab. Die meisten Geschäfte hatten geschlossen, denn es ist ja Samstag. Einige Leute sitzen am Meer herum und schauen sich wahrscheinlich das Meer an. Dieses ist aber nicht so spektakulär, denn es ist ja nur eine Lagune. Keine Wellen, kaum Vögel und sonst nur das flache Wasser. Beim hindurchschlendern überquerte ein paar Mal die Strasse. Einmal als ich diese überquerte sah ich zwar, dass ein Auto kommt, doch für mich dachte ich, dass ich locker hinüberkomme und zwar auf einem Zebra-Streifen. Das Auto kam und ich hatte das Gefühl, dass es immer schneller wurde, auf mich zu und bremste wirklich im letzten Augenblick, obwohl er mich schon seit langem gesehen haben musste. Erst zeigte mir der Autofahrer den Vogel und dann mit den Fingern auf seine Augen. Ich interpretiere dies als hast du ein Vogel und keine Augen im Kopf!! Ich quittierte diese Gesten mit meinem Stinkefinger und einigen gut schweizerischen Fluchwörter. Als Fussgänger hat man in diesen Breitengraden keine, aber auch gar keine Rechte. In Lima hatte ich einmal versucht, wie weit die Autofahrer gehen. Ich ging über die Strasse und sah, dass das Auto kommt. Das Auto hielt nicht an sondern streifte mich sogar seitlich am Bein. Sie gehen wirklich bis zu Letzten. Morgen fahre ich nach Comodoro Rivadavia. Mal  schauen wie es dort aussieht.

Datum: 02.09.12
Ort: Comodoro Rivadavia       

Wind war heute das Super-Thema. Wie habe ich unter dem Helm geflucht. Gottseidank habe nur ich das gehört. Musik war unmöglich zu hören. Zeitweise riss es mir vom Seitenwind das Visier auf. Ich konnte es ja nicht zuhalten, denn ich brauchte beide Hände an der Lenkstange. Ich hätte nicht gedacht, dass alleine der Wind dich mürbe machen kann. Heute kam "de Siech" auch nicht immer von der gleichen Seite. Urplötzlich kam er wieder vom Meer und dann wechselte der wieder vom Landesinneren aus. Am schlimmsten ist es wenn einem die Lastwagen entgegenkommen. Die ziehen einen Riesensog hinter sich her und dann musst du höllisch aufpassen in dem Moment wo er dich passiert hat. Manchmal gibt es einen richtigen "Chlapf". Die Fahrt dauerte heute etwa 7 Stunden für 430 km. Einen Zwischenhalt zum Mittagessen eingerechnet. In Comodoro Rivadavia bin ich so gegen 16 Uhr angekommen. Es hat ein paar Hotels hier und der Ort scheint relativ gross und ist direkt am Meer gelegen. Auf der ganzen Reise, mit einer Ausnahme in Santa Monica, habe ich noch nie für das Motorrad einen Parkplatz bezahlen müssen. Heute wollten die 40 Pesos für das Motorrad. Da ich schon eingecheckt war konnte ich nicht mehr weg. Ich sagte denen, dass ich jetzt in über 100 Hotels war ohne Parkplatzgebühr und ich bezahle für das Motorrad nicht. Ich stelle jetzt mein Motorrad vor das Hotel auf das Trottoire und fertig. Der an der Rezeption zuckte nur mit den Schultern und sagte er müsse das verlangen. Wahrscheinlich habe ich den falschen angeschissen, doch was soll's, der soll das der Direktion weiterleiten. Nach der Fahrt haben mir die Hände und Finger richtig weh getan. Ich musste die Lenkstange so fest halten, dass ich Krämpfe in den Fingern bekam. Morgen habe ich sicher in den Händen Muskelkater. Ansonsten war die Fahrt wie gehabt. Ebenen, Flächen, Ebenen, Flächen. Rundherum einfach nichts. Einzig als ich wieder ans Meer kam, war halt auf dieser Seite Wasser. Das Wetter war eitler Sonnenschein. Kurz vor Comodoro Rivadavia zog es ein bisschen zu und kann als leicht bewölkt bezeichnet werden. Jetzt sollte ich die grosse Windstrecke hinter mir haben, bzw. ich hoffe es zumindest. German hat mir auf meiner Karte eingezeichnet von wo bis wo der Wind ein Problem sei und dies sollte das Ende sein. Von Morgen an bin ich dann wieder auf Neuland. D.h. ich fahre auf einer Strasse  die ich noch nicht gefahren bin, denn von Ushuaia bis nach Comodoro Rivadavia bin ich ja schon alles runtergefahren. Morgen weiss ich noch nicht wie weit ich komme.

Datum: 03.09.12
Ort: Puerto Madryn      

Wie gehabt, nach dem Frühstück ging's wieder einmal los. Noch schnell tanken und ab auf die Piste. Der Wind war heute auf den ersten 200 km wiederum ein ekelhafter Begleiter. Erst in der zweiten Fahrhälfte wurde es etwas angenehmer. Bei 14 Grad durfte ich heute abfahren doch das änderte sich etwa nach 20 km, denn es ging happig nach oben auf ein etwa 200 km langes Plateau welches auf 5 - 600 Meter über Meer lag. Dort war es dann nur noch 4 - 6 Grad. Die Fahrt als solches war eigentlich langweilig. Geradeaus und nochmals Geradeaus. Manchmal habe ich das Gefühl die bauen eine Kurve nur ein, damit man bei diesen Flächen nicht einschläft. Landschaftlich hat sich das Bild überhaupt nicht geändert. Unvorstellbare Flächen bis an den Horizont und sonst nichts und das über Stunden, bzw. seit ein paar Tagen. In Puerto Madryn war es dann schon angenehme 17 Grad. Das Wetter am Morgen war stark bedeckt, aber kein Regen und das änderte sich bis etwa 100 km vor Puerto Madryn nicht. Denn kam der Sonnenschein dazu und es war richtig schön zum fahren. Langsam bereite ich meine Heimreise vor. Ich schätze dass ich bis in 3 Tagen in Buenos Aires sein werde. Dort muss ich dann ein Cargo-Unternehmen finden, welches meinen Töff wieder nach Hause bringt. Zusätzlich muss ich noch eine Schreinerei beauftragen und vorher erst finden, welche mir die nötige Kiste zusammenzimmert. Das braucht vermutlich alles ein bisschen Zeit und wird nicht ganz einfach sein. Während der freien Zeit werde ich mich ein bisschen in der Hauptstadt umsehen. Das wird sicher nochmals spannend. Ich habe mich entschlossen, dass ich nicht mehr nach Uruguay mit dem Töff fahre. Mich scheissen die Zollformalitäten dermassen an, und dass muss ich zwei Mal wieder machen wenn ich nach Uruguay gehe, dass ich das sausen lasse. Als Alternative hat mir German geraten, dass ich von Buenos Aires mit dem Schiff nach Montevideo fahren soll. Und dies habe ich jetzt ein bisschen im Visier. Ich muss dann mal schauen, wie das alles läuft. Das ist ja erst in ein paar Tagen. Morgen habe ich Bahia Blanca im Visier, welches 650 km entfernt ist.

Datum: 04.09.12
Ort: Bahja Blanca      

Nach dem Aufstehen schaute ich zum Fenster hinaus und musste feststellen, dass es in der Nacht geregnet hatte. Die Strassen waren nass und überall hatte es Pfützen. Dementsprechend war auch der Himmel sehr stark bewölkt und die Temperaturen bewegten sich bei 10 Grad. Ich bin dann nach dem Frühstück losgefahren und musste feststellen, dass der Wind dafür aufgehört hat oder fast nicht mehr spürbar war. Ich konnte deshalb auch voll bolzen, denn ich hatte ja 650 km vor mir. Mit 160 - 170 Sachen war ich dann bei sehr spärlichem Verkehr unterwegs und kam recht gut voran. Die ersten 500 km waren wiederum wie gehabt. Flach und nochmals Flach. Steppe an Steppe und die Strasse führte immer gerade aus. Die letzten 3 Tage habe ich nichts anderes gesehen als Steppe. Urplötzlich als ich abzweigte in Rio Colorado Richtung Bahja Blanco änderte sich die Landschaft schlagartig. Plötzlich hatte es keine Steppen mehr, sondern bewirtschaftete Grünflächen und Äcker. Auf den Grünflächen weideten Rinder und Schafe. Da hat es riesige Farmen, welche x Quadratkilometer bewirtschaften und dies änderte sich nicht mehr bis nach Bahja Blanco. Es war eine richtige Wohltat für das Gemüt. Die Steppen sind mir richtig verleidet. Man könnte sagen man hat den Steppen-Koller. Bahja Blanco ist eine grosse Stadt mit Hafen. Sonst aber nichts Spezielles. Keine schönen Häuser und Parks konnte ich ausmachen. Übernachten tue ich im Hotel Chiclana direkt im Zentrum und den Töff durfte ich im Parkhaus nebenan parkieren. Das Hotel hat dort einige Parkplätze gemietet und diese sind in der Nacht bewacht. Während der Fahrt hat es immer wieder etwas geregnet. Regnen kann man zwar fast nicht sagen sondern es hatte einfach sehr fest getröpfelt. Anfangs dachte ich mir, dass ich den Regenanzug nicht anziehe, doch als ich tanken musste, entschloss ich mich, den Regenanzug anzuziehen. Im Nachhinein müsste ich sagen, dass es nicht nötig gewesen wäre. Die Temperaturen stiegen bis am Ziel bis auf 17 Grad, was ich schon bald als sehr angenehm empfand. Langsam "nöchelets" zu Buenos Aires. Ich habe nun noch 700 km. Ich werde wahrscheinlich eine grössere und eine kürzere Etappe machen. Zuerst werde ich in der Nähe des Flughafens eine Unterkunft suchen, damit ich in der Nähe bin betreffend dem Verlad des Töffs. Wenn dann das organisiert ist, werde ich dann in die Stadt hineinfahren.

Datum: 05.09.12
Ort: Las Flores      

Ich bin heute Morgen bei stark bewölktem Wetter in Bahja Blanca um 10 Uhr abgefahren. Auf den ersten 250 km war es ein wenig unangenehm kalt so bei ca. 10 Grad. Anschliessend kehrte das Wetter auf eitlen Sonnenschein und das bei 17 Grad, was mir schon fast sommerlich vorkam. Die Landschaft war wirklich schön. Satt grüne Wiesen und ein grosser Haufen Rinder begleiteten mich den ganzen Weg bis nach Las Flores. Die Wiesen scheinen absolut frei von Unkraut zu sein, denn sie sehen aus als würde ein Teppich ausgerollt. Ich habe solche Wiesen noch nie in diesen Ausmassen gesehen. Kilometerlang, als würde jeden Tag gemäht. Anscheinend muss es in den letzten Tagen recht stark geregnet haben, denn es haben sich in den Flächen recht grosse Seen gebildet. Einzelne Rinder nehmen dort manchmal ein Fussbad. Unterwegs an einer Tankstelle traf ich 3 Brasilianer die mit den Töffs unterwegs sind. D.h. es waren 2 BMW 650ccm und ein Fahrer hat seine Freundin dabei. Wir kamen ein bisschen ins Gespräch und tranken einen Kaffee. Sie stellten sich vor als Pasquale, Miro (oder sowas!!) und Elena. Sie sind alle aus San Paulo und fahren mit den Töffs nach Ushuaia. Jetzt bin ich schon in der Situation, dass ich Auskunft geben kann über die Strecke, Städte, Border etc. Vorher war ich es, der alle Infos aufsaugte, die ich nur bekommen konnte. Sie fragten mich, wie kalt es denn in Ushuaia sei und als ich sagte, dass es wirklich "frigo" ist, waren sie glaube ich ein bisschen erstaunt. Als ich dann auch noch sagte, dass ich bei vereisten Strassen den Pass gefahren bin, haben sie sich nur mit langen Gesichtern angeschaut. Dass es so kalt sei, das hätten sie nicht gewusst. Ich habe dann gesagt, dass sie einfach sehr, sehr vorsichtig fahren sollen und wenn es heikel wird halt nur noch mit 20 Std./km. Ihre Töffs haben keine Griffheizung und als ich ihre Handschuhe sah, könnte ich mir vorstellen, dass die noch eine Runde an die Finger frieren werden. Die haben wirklich nur dünne Lederhandschuhe und sonst nichts dabei. Sie wollten dann unbedingt noch ein Foto von mir machen und einer nahm noch seine Filmkamera hervor und bat mich, mich vorzustellen und ein bisschen zu erzählen wo ich alles gewesen bin. Auf jeden Fall war's eine richtig schöne Begegnung. Sie fahren jetzt mit Ziel Richtung Bahja Blanco und ich nach Las Flores weiter. Als ich dann in Las Flores ankam, hatte sich inzwischen das Wetter wieder dick eingetrübt. Das Städtchen kommt mir vor wie in Sarmiento. Total verschlafene Stadt mit einem Hotel. Aussuchen nützt hier nichts. Auf jeden Fall war das Hotel mit Grand Hotel angeschrieben, doch dieses hat seine besten Zeiten irgendeinmal in den 50iger-Jahren gehabt. Nach Nachfrage, ob es denn etwas zu Essen gäbe, sagten Sie, dass sie hier nicht kochen, doch einen Kaffee bekam ich dann. Ob es hier im Ort denn ein Restaurant gäbe, sagten Sie, ja. Ich lass mich mal überraschen. Ich muss jeweils bis 21 Uhr warten, denn die Restaurants machen vorher gar nicht auf. Eigentlich hätte ich jetzt schon Hunger, doch es ist erst 18 Uhr. Morgen fahre ich direkt an den Flughafen von Buenos Aires und gehe davon aus, dass es dort vernünftige Hotels und auch Verpflegungs-Möglichkeiten hat. Dann ist Cargo-Suchen angesagt.

Datum: 06.09.12
Ort: Buenos Aires      

Heute Morgen bin ich bei stark nebligem Wetter aufgestanden und zum Frühstück gegangen. Es ist zwar nicht kalt in Las Flores, so bei etwa 14 Grad, aber richtig unfreundlich. Die ganze Fahrt nach Buenos Aires änderte sich das Wetter nicht. Zwischendurch hat es aus dem Nebel sogar genieselt, aber nicht mehr. Ich bin dann direkt zum Flughafen gefahren, der etwa 30 km ausserhalb Buenos Aires ist. Dort habe ich erst mal den Cargo-Bereich gesucht und bin natürlich ein paar Mal nicht am richtigen Ort gewesen. Mit einigem durchfragen habe ich es dann gefunden. Da ging es zu wie im Bienenhaus. Eine Menge Lastwagen und sonst sehr viele Leute. Zuerst wollte ich mit dem Töff durch die erste Schleuse, doch da liessen sie mich nicht durch und ich musste ausserhalb parkieren. Einen Parkplatz wurde mir extra zugewiesen. Zu Fuss machte ich mich dann auf den Weg und nach mehrmaligem Fragen wo die Lufthansa sei habe ich das Office von denen gefunden. Doch bevor ich dort hin konnte musste ich noch ein Ticket lösen und den Pass vorweisen, ansonsten kommt man gar nicht in dessen Bereich. Ich wurde bei der Lufthansa sehr freundlich Empfangen und die Dame konnte sogar Deutsch, was die Kommunikation natürlich erheblich verbesserte. Eigentlich sei ich hier falsch, denn normalerweise muss man in der City zuerst zum Lufthansa Cargo-Broker und erst zuletzt wären dann Sie an der Reihe. Sie telefonierte mit dem Broker und sagte, dass er mir per Mail ein Angebot schreiben wird, welches ich dann bestätigen und auch bezahlen kann. Ich sagte Ihr, dass es mir recht wäre, wenn der Töff am Montag abgeschickt werden kann. Sie sagte, dass das eigentlich kein Problem sei, denn sie fliegen täglich. Auf die Frage wegen der Verpackung sagte sie, dass ich auf ein Palette fahren kann und dann wird der Töff mit Plastik umwickelt und das sei alles. Dass war für mich natürlich ein gute Nachricht, dann muss ich keinen Verschlag zimmern lassen. Es ist jetzt zwar schon 19.30 Uhr und ich habe noch kein Mail bekommen. Ich werde, wenn ich bis Morgen kein Mail bekomme, mit dem Taxi direkt zum Broker fahren und alles in die Wege leiten. Die Hotelsuche in der City gestaltete sich sehr schwierig. Ich hatte etwa 3 Stunden bis ich ein geeignetes Hotel gefunden hatte. Denn Töff konnte ich in ein bewachtes Parkareal stellen. Ich hoffe dass dort nichts passiert, denn ich habe ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Ich habe jetzt im Hotel Pacifico im Palermo-Viertel für 4 Nächte reserviert und bleibe jetzt vorderhand erst mal hier. Am Abend hat es in Buenos Aires heftig geregnet, bzw. es regnet immer noch. Vom Wetter her wurde ich hier unfreundlich begrüsst. Richtiges Regenwetter habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Ich bin froh, dass ich noch trocken ins Hotel gekommen bin. Während der Hotelsuche hatte ich einmal auf einem Parkplatz parkiert und da ist ein Argentinier auf mich zu gekommen und fragte mich, ob ich aus der Schweiz sei. Ich sagte natürlich ja und er fragte ob ich Deutsch spreche und ich bejahte dies natürlich auch. Er sei in Fribourg als Austausch-Student gewesen und habe dort Deutsch gelernt. Ich muss sagen, er konnte sehr gut Deutsch sprechen. Er fragte mich von wo ich komme und, und, und. Er war es dann auch, der mir sagte, ich solle in das Palermo-Viertel, dort sei es relativ sicher und es hätte einige schöne Restaurants und auch schöne Parkanlagen. Er sagte auch, dass ich gut auf meinen Töff aufpassen muss. Was das genau heissen mag, kann ich im Moment nicht beurteilen, denn ich passte schon auf meiner ganzen Reise auf den Töff auf. Wahrscheinlich werden hier sehr viele Töffs geklaut. Desshalb habe ich auch ein wenig ein mulmiges Gefühl wegen meinem Parkplatz. Nun, ich kann im Moment sowieso nichts ändern und lasse Ihn die nächsten 4 Tage dort stehen. Ich freue mich auf die nächsten Tage. Endlich muss ich kein neues Hotel suchen und mich um die Fresserei kümmern. Das hat in den letzten Wochen immer wieder gestresst, denn ich bin fast jeden Tag an einem anderen Ort gewesen. In Rio Gallegos, als ich einen neuen Hinterpneu draufmachen musste war ich 2 Tage am gleichen Ort. Ansonsten war ich immer auf Achse. Heute lasse ich es erst einmal Morgen werden und schaue was alles kommen wird.

Datum: 07.09.12
Ort: Buenos Aires      

Heute stand ganz im Zeichen der Organisation des Rückfluges für das Motorrad. Wie fast vermutet kam natürlich bis am Morgen kein Mail von der Lufthansa. Ich entschloss mich deshalb an die besagte Adresse des Brokers mit dem Taxi zu fahren. Als ich mit dem Taxi dort ankam und bezahlen wollte, lehnte er meine 100 Peso-Scheine ab. Diese seien gefälscht. Tatsächlich, beim genaueren hinschauen waren das reine Kopien und diese habe ich an einem Cajero raus gelassen!!!! Wie ist das möglich?? Ich entschuldigte mich entsprechend und zahlte dann in Dollar. 300 Pesos sind so flöten gegangen. Dass ist mir mein Lebtag noch nie passiert. Ich kann auch nicht sagen wo ich die Blüten bekommen habe. An der Adresse des Brokers wollten sie mich erst mal gar nicht ins Haus lassen, denn die Lufthansa hat dort Ihr Büro für den Publikumsverkehr geschlossen. Erst mit viel Überredungskunst und Betonung, dass ich nicht ein Flug buchen will sondern zum Cargo-Lufthansa Büro will hat er mir dann nach Vorweisen des Passes und einer digitalen Fotografie die Erlaubnis gegeben, dass ich dort hin kam. Dort wurde ich dann sehr nett begrüsst und es scheint, dass die das schon mehrere Male gemacht haben. Auf alle Fälle musste ich ein Formular ausfüllen und die Buchung gleich bestätigen. Bezahlen musste ich nichts, denn dies gehe besser direkt in Zürich. Dort könne ich auch über Kreditkarte bezahlen. Hier in Buenos Aires sei das sehr viel schwieriger. Mein Plan sieht nun wie folgt aus: Am Montag-Morgen um 9 Uhr muss ich auf dem Flughafen von Buenos Aires mit dem Töff sein. Dort muss ich dann durch mehrere Schleusen und dann direkt zum Lufthansa-Büro. Dort werde ich dann angewiesen, dass ich zuerst zum Zoll muss und dann wird das Motorrad auf eine Palette gestellt und angebunden. Nach den Zollformalitäten wird, nachdem ich die Spiegel und die Frontscheibe demontiert und die Batterie abgehängt habe, das Motorrad mit Plastik umwickelt. Nach deren Auskunft kann ich die Koffer gefüllt lassen. Es darf einfach keine gefährlichen Flüssigkeiten drinnen haben, welche ich ja sowieso nicht habe. Der Tank darf noch bis zu einem Viertel des Volumens gefüllt bleiben. Am Dienstag-Morgen wird dann das Motorrad verladen und fliegt Morgen's um 4 Uhr los in Buenos Aires ab. Das wäre nun geschafft. Ich fuhr dann mit dem Taxi wieder zurück ins Hotel, wo ich mich dann an mein Ticket für den Rückflug heran machen konnte. Über Ebookers habe ich dann meinen Flug gebucht welcher auch am Dienstag, den 11. September erfolgt. Ich fliege um 16.40 Uhr in Buenos Aires ab und bin dann am Mittwoch, den 12. September um 13 Uhr wieder in Zürich. Ich fliege mit der Lufthansa obwohl ich weiss, dass im Moment gestreikt wird. Ich hoffe aber, dass sich das bis am Mittwoch klärt. Jetzt ist für meinen Rückzug von meiner Reise auch alles organisiert, sodass ich mich nun der Hauptstadt widmen kann. Allerdings spielt das Wetter eine Scheiss-Rolle. Es hat heute mehr oder weniger den ganzen Tag geschifft. Laut Wetterbericht sollte es aber am Samstag weitgehend trocken bleiben. Ich lasse mich mal überraschen. Bei diesem Wetter habe ich auch gar keine Lust die Stadt zu besichtigen.

Datum: 08.09.12
Ort: Buenos Aires      

Ein total unspannender Tag geht langsam dem Ende zu. Ich habe heute nach dem Frühstück die Stadt ein bisschen ausgekundschaftet. Buenos Aires ist wirklich wiederum eine riesige Stadt. Im Stadtkern leben etwa 3 Mio. und im äusseren Umkreis nochmals 13 Mio. Menschen. Es ist mir schon aufgefallen beim hineinfahren in die Stadt, denn nach dem Flughafen, und der liegt 30 km ausserhalb des Zentrums, dass es gar keinen Unterbuch von der Agglomeration bis zur Stadtmitte gegeben hat. Was mir auch aufgefallen ist, dass es hier nicht nach Abgase stinkt und der Verkehr trotz der vielen Autos doch noch rollt. In Lima, Quito, La Paz usw. stand der Verkehr, d.h. er kollabierte regelrecht. Hier ist das wirklich nicht so. Auch bei grossem Verkehrsaufkommen rollte der Verkehr dennoch. Es hat recht viele Parks und Grünflächen, welche sehr schön sind. Ich bin mit dem Taxi in die Hafengegend gefahren und von dort aus wieder Richtung Zentrum gelaufen. Es gibt auch eine grosse Fussgängerzone wo alle Geschäft mit Rang und Namen vertreten sind. Auch gibt es sogenannte Shopping-Mals die wirklich schön sind. Die meisten sind in alten, herrschaftlichen und grossen Häusern integriert. Ansonsten sieht man sehr viele Häuserschluchten. Links und rechts sind Hochhäuser und dazwischen die winzig scheinende Strasse. Das Wetter war heute wirklich schön und angenehm warm. Die kleinen Wolkenfelder zwischendurch störten nicht. Ich habe heute ein bisschen Probepacken im Hotelzimmer geübt, denn ich habe nur meine runde Seesacktasche zur Verfügung, welche ich für die Rückreise benutze. Ich muss mir gut überlegen, was ich dort hineinpacke und was ich alles mit dem Töff nach Hause schicke. Ich bin mir auch am überlegen wie ich mein Motorradanzug verpacke, und vor allem wann. Ich brauche den noch für die Fahrt auf den Flughafen und da ich keine Kiste habe, wie bei der Anreise, muss ich irgendein Behältnis haben wo ich den hineinpacken kann. Das gleiche gilt auch für die Schuhe und den Helm. Gleichzeitig muss ich auch noch die Zivilen Kleider mit auf den Flughafen mitnehmen, sonst stehe ich dort in den Unterhosen da. Ich habe ja noch einen Tag Zeit und es gibt sicher eine Lösung.

Datum: 09.09.12
Ort: Buenos Aires      

Heute ging's nach dem Frühstück in den Zoo von Buenos Aires. Ich bin schon, ich glaube es sind Jahrzehnte, nie mehr in einem Zoo gewesen. Ich habe den Zoo gestern auf der Fahrt mit dem Taxi gesehen und dann kam mir die Idee, dass ich mal dorthin gehen könnte. Es hatte sehr viele Leute und das Wetter war ebenfalls schön. Zwar zog ein giftiger Wind einem manchmal um die Ohren, doch für einen Zoobesuch war das Wetter wirklich angenehm. Alle Geschäfte sind am Sonntag geschlossen, sodass ich sonst eigentlich nicht viel machen konnte. Die Parks habe ich die meisten schon abgelaufen und ich fand, dass dieser Besuch heute genau passt. Der Zoo ist auch in einer grossen Parkanlage angelegt. Zwar scheint mir sehr vieles veraltet und ein wenig marode, doch man konnte den Tieren zuschauen und ein paar Fotos machen von den Tieren, die ich in der freien Wildbahn gesehen habe aber nicht fotografieren konnte wie zum Beispiel der Nandu (der kleinere Straussenvogel), von denen ich ein paar in Chile gesehen habe aber jedes Mal wenn ich mit dem Töff anhielt und den Fotoapparat herausnahm, sprang dieser weg. Genau das gleiche mit dem Tucan-Vogel. Auch der hielt nicht still und flog davon. An Abend ging es wieder ins gleiche Restaurant unweit von meinem Hotel. Ich habe dort bereit 3 Mal gegessen und es war jedes Mal richtig gut. Ich bin jetzt in Argentinien schon sehr viele Male enttäuscht gewesen mit dem Essen, sodass ich nichts Neues ausprobieren will, wenn ich weiss wo es mir schmeckt. Morgen heisst es früh aufzustehen, denn ich muss um 9 Uhr im 30 km entfernten Flughafen sein um meinen Töff abzugeben. Ich fürchte, dass ich den ganzen Morgen dafür brauche, denn ich muss noch umpacken, die Frontscheibe und die Spiegel demontieren. Zusätzlich muss ich noch die Batterie abhängen und den Motorradanzug in einen grossen Sack einpacken und gut verschnüren. Auch muss ich noch alle Zollformalitäten erledigen und das braucht halt wiederum Zeit und nochmals Zeit. Wie es mit dem Verkehr ist am frühen Morgen kann ich auch nicht sagen, sodass ich spätestens um 8 Uhr abfahren will.

Datum: 09.09.12
Ort: Buenos Aires      

Wie vorgehabt, bin ich um 8 Uhr abgefahren und bin natürlich um 8.35 Uhr bereits am Flughafen gewesen. Sie liessen mich nicht hinein, denn die fangen erst um 9 Uhr an zu arbeiten. Andere Länder andere Sitten!! Ich nutzte die Zeit und entledigte mich meiner Motorradkleider und verstaute die in einem grossen Sack, den ich auf den Beifahrersitz mit Spanngurten befestigte. Um Punkt 9 Uhr durfte ich dann die erste Schleuse passieren und an der zweiten wiesen sie mich direkt in die Verpackerei. Dort wurde mir eine Palette zur Verfügung gestellt auf diese ich hinauffuhr. Nach der Demontage der Frontscheibe, der Spiegel und der Batterie lud ich dann das was noch übrig war in die Koffer. Anschliessend kam der Zoll und kontrollierte die Chassie-Nummer und das Verkehrsschild. Alles paletti und dann wurde das ganze Motorrad mit Plastik umwickelt. Nach dem Besuch noch in verschiedenen Büros wurde ich dann um 13 Uhr entlassen. Nun war diese Prozedur für mich auch erledigt. Ich hoffe, dass die Lufthansa denn Töff ganz nach Zürich bringt und damit wäre dann der Kreis auch wieder geschlossen.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen um mich zu verabschieden. Mein geliebtes Tagebuch wird von heute an verstummen. Ich hoffe dass die Leser einige Male etwas zum schmunzeln hatten oder sich einfach an den paar Zeilen erfreuten. Auf alle Fälle habe ich recht viele Mails bekommen betreffend meiner Page und die waren für mich immer eine grosse Freude und Ansporn zugleich. Für die, die es interessiert habe ich noch einen Schlussbericht am Ende meiner Homepage verfasst.

The Killer


Schlussfazit über Argentinien
Ich war recht lange in diesem Land. Kunststück, es ist ja auch das 8-grösste Land der Erde und es kam mir auch so vor. Argentinien ist riesig gross und vor allem sehr, sehr lang. Ich bin von zuoberst bis zuunterst gefahren. Der Norden hat mir eindeutig besser gefallen als der Süden. Beeindruckend waren die immensen Weiten im Süden schon auch, doch wenn man Tagelang nichts mehr anderes sieht, geht das mir wirklich langsam auf den "Kecks". Die Insel Feuerland und Ushuaia haben mir sehr gut gefallen. Wirklich schöne, tiefverschneite Berge und auch die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Auch das Töfffahren erst in Chile auf der Off-Road-Strasse und dann wieder in Argentinien war wirklich vom feinsten. Allerdings setzte mir die Kälte recht zu und ich war schlussendlich froh, als ich wieder Festland unter den Füssen hatte und wusste, dass es jetzt nur noch nach Norden in wärmere Gegenden geht. Der Norden mit den Anden ist wunderschön. Vor allem Bariloche kann ich wärmstens empfehlen, obwohl ich dort mit 8 Grad Minus den Temperaturen-Minus-Rekord hatte. Weiter Oben mit Mendoza, Gordoba, Tucuman usw. war es wirklich schön von der Landschaft her und vom Fahren. Als ich in Argentinien hineinfuhr, war der Sicherheitsgedanke betreffend Diebstahl und Überfall wie weggeblasen. Man konnte den Töff an einer Tankstelle oder auch in einem grösseren Ort ohne weiteres unbeaufsichtigt stehenlassen. Das war in den vorangegangenen Ländern halt einfach nicht so. Auch hat es nicht überall Polizei und Sicherheitsleute. Ebenfalls sind die Geschäfte, Restaurants und sonstige Einrichtungen nicht immer hinter Gitter eingeschlossen. In andern  Ländern habe ich zum Teil bis 5 Sicherheitsschlössern an den Gittern vor einem einzelnen Fenster gezählt. Auch am Abend kann man sich wie bei uns bewegen, ohne das Gefühl zu haben, dass man verfolgt wird. Die Sauberkeit im allgemeinen (Dreck und Abfall) ist sehr gut. An den Strassenrändern etc. hat es wirklich verschwindend wenig bis gar keinen und man könnte dies als europäischen Standard nehmen. Die Leute sind sehr hilfsbereit und überaus freundlich. Ich hatte zwar, als ich in Feuerland ankam, moniert dass die Leute hier unfreundlicher sind als weiter oben. Dem ist also nicht so. Vielleicht war ich an diesem Tag nicht gut drauf oder die haben an diesem Tag halt auch einen schlechten Tag eingezogen. Vor allem hat es sehr freundliche Truck-Fahrer. Wenn ich die manchmal überholt hatte blinkten, hupten oder winkten sie sogar. Auch die Entgegenkommenden hupten viele Male. An den Tankstellen kamen sie manchmal zu mir und fragten mich über den Töff aus, als wäre dieser ein halbes Weltwunder. In Tucuman lernte ich German und Claudia kennen und durfte auch bei Ihnen übernachten. Von Ihnen habe ich auch sehr viele Infos bekommen, wie ich fahren soll. Ich habe zwar nicht alles gemacht, wie sie gesagt hatten, denn die Kälte zwang mich zwischendurch ein wenig anders zu Planen. Doch das meiste habe ich abgefahren und es war wirklich schön. Die Strassen haben was die Hauptachsen betrifft allesamt europäischen Standard. Die Nebenstrassen sind die meisten Off-Road. Doch auch die werden zum grossen Teil sehr gut unterhalten und man kann sich darauf nach einer gewissen Eingewöhnungs-Phase recht gut vorwärtsbewegen.  Ich hatte wirklich eine wunderschöne Zeit hier in Argentinien und hoffe dass ich wieder einmal hierher kommen kann.


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